Pilotprojekt „Adami“ des SKM hilft männlichen Opfern häuslicher Gewalt

Auch Männer sind betroffen

AUGSBURG – In dem Slapstickfilm „Dick und Doof: Die Wüstensöhne“ bricht der Komiker Stan Laurel in Tränen aus, weil er fürchtet, seine Frau werde ihm nicht erlauben, zu einer feuchtfröhlichen Feier zu gehen. Sein Partner Oliver Hardy empört sich zwar über die „trostlosen Zustände“ in Stans Ehe; es stellt sich aber bald heraus, dass er mit seiner Gattin die gleichen Probleme hat. 

Wenn Oliver widerspricht, bewirft sie ihn mit Geschirr, wogegen Stans Frau gleich mit einem Gewehr auf ihn zielt. Doch das ist offenbar nicht nur Groteske – so etwas gibt es auch in Wirklichkeit. Männern, die zum Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt werden, soll jetzt das Pilotprojekt „Adami“ des Katholischen Verbands für soziale Dienste in der Diözese Augsburg (SKM) helfen.

Zweifellos sind es in der großen Mehrheit der Fälle Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden. Aber im Rahmen von „Adami“, das Anfang des Jahres startete, haben sich bereits acht betroffene Männer beim SKM gemeldet. Genaue statistische Zahlen gibt es bislang noch nicht. 

Laut Projektleiterin Carina Huber ist das Spektrum der Gewalt groß: Frauen nehmen Männern das Gehalt weg und geben ihnen nur ein Taschengeld. Sie verbieten Treffen mit Freunden, sie setzen sie psychisch unter Druck, oder sie werfen mit Gegenständen und traktieren Männer mit Tritten und Schlägen. Ein großes Problem bei Männern mit Migrationshintergrund sind laut Huber Zwangsehen. Es geht aber nicht nur um gewalttätige Frauen. Ratsuchende kamen auch aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

Wichtig ist Carina Huber, dass sich Männer bei ihr melden, „bevor es ganz schlimm wird“. Es besteht die Möglichkeit, die Partner zu trennen. Dafür steht maximal drei Monate lang eine Wohnung mit zwei Wohnplätzen sowie einer Unterbringungsmöglichkeit für bis zu zwölfjährige Kinder zur Verfügung. Die Hilfe beginnt aber stets mit einem Gespräch. Die Kontaktaufnahme ist per Mail, telefonisch oder persönlich möglich. 

Zu klären ist meist, so Huber, wie der Betroffene weiter zur Arbeit kommt und wie die Kinder betreut werden. Weil sich das als schwierig erwies, ist bisher keiner der acht Ratsuchenden in die SKM-Wohnung eingezogen. Aber die Beratung kann die Situation oft bereits verbessern. Teilweise ist eine Versöhnung der Partner das Ziel. Der SKM arbeitet mit dem Jugendamt, dem Bezirkskrankenhaus und mit anderen Beratungsstellen zusammen. Bei „Adami“ reden Ratsuchende ausschließlich mit Männern – zwei Sozialarbeiter sind dafür Ansprechpartner. Wenn ein Gewaltopfer ausdrücklich eine Frau als Beraterin wünscht, dann übernimmt das Carina Huber.

Ausdruck von Macht

Wie sie sagt, ist es für Männer sehr schwer zuzugeben, dass sie sich in einer solchen Lage befinden. Männer, die von ihrer Frau misshandelt werden, entsprechen einfach nicht dem herrschenden Rollenbild. „Auch Männer haben das Recht, sich Hilfe zu suchen“, betont Huber. Häusliche Gewalt ist generell Ausdruck von Machtausübung, erläutert sie. Wer Gewalt anwendet, hat das häufig in der Kindheit in der eigenen Familie erlebt. Man sieht das als Mittel, Ziele zu erreichen, oder man fühlt sich damit besser.

Das Sozialministerium hat in Bayern zunächst zwei „Adami“-Beratungsstellen eingerichtet: in Nürnberg und in Augsburg. Huber arbeitet seit 2019 in der Straffälligenhilfe des SKM. Weil es da einen Täter-Opfer-Ausgleich gibt, bot es sich an, „Adami“ in diesem Arbeitsfeld anzusiedeln. „Adami“ bezieht sich auf den Namen „Adam“, was hebräisch für „Mensch“ oder „menschlich“ steht.

Andreas Alt

Kontakt: telefonisch montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr unter 01 51/53 32 29 36 oder 01 51/53 15 86 01, Büro in Augsburg: Auf dem Kreuz 47, im Innenhof. E-Mail adami@skm-augsburg.de.