Bischof Bertram dankt treuen Priestern und wünscht Mut für die Zukunft

Kirche sollte ein Start-up sein

ST. OTTILIEN – Auf lange Jahre priesterlichen Wirkens dürfen die Jubilare zurückblicken, die mit Bischof Bertram Meier in der Klosterkirche der Erzabtei St. Ottilien ihr Weihejubiläum feierten. Aus gesundheitlichen oder terminlichen Gründen konnten nicht alle der rund 40 Jubilare an dem Gottesdienst teilnehmen.

Der Feier vorausgegangen waren einige Tage Exerzitien mit der geistlichen Begleitung von Pfarrer Bernhard Ehler, eine „gute und wertvolle Erfahrung“, wie einer der Teilnehmer berichtete. In Vertretung des Erzabtes der Missionsbenediktiner, Wolfgang Öxler, begrüßte der Prior und Zeremoniar Pater Ludger Schäffer den Bischof und alle Jubilare.

In seiner Predigt dankte Bischof Bertram den Priestern für ihre langjährigen und treuen Dienste und forderte sie dazu auf, nach dem Vorbild der heiligen Maria Magdalena, deren Fest an diesem Tag gefeiert wurde, mutig ihren Weg weiterzugehen. „Wir träumen von gestern, von der alten Kirche, und schauen zu wenig in das Morgen“, mahnte der Bischof. Dabei werde oft vergessen, dass die vermeintlich gute alte Zeit einmal eine neue schlechte Zeit gewesen sei. Um die Kirche zu erneuern, brauche es keine „Retro-Welle“, sondern ein „Start-up“ fürs 21. Jahrhundert.

An Hand von drei Punkten erläuterte der Bischof, was er sich von einer Erneuerung der Kirche erhoffe: Die Evangelisierung geht der Sakramentalisierung voraus. „Das Wort kommt vor dem Sakrament.“ Das heiße aber nicht, dass das eine das andere ausschließt. Der zweite Gedanke seiner Predigt befasste sich mit der eucharistischen Anbetung,  die auch immer in die Nächstenliebe dränge: „Es ist mein Wunsch, Menschen mit der Frohen Botschaft vertraut zu machen und ihnen auf dem Weg ihrer Berufung zu helfen. Wir brauchen nicht nur Menschen, die anbeten, sondern die anpacken.“

Kirche keine Zollstation, sondern ein Vaterhaus

In seinem dritten Punkt zitierte der Bischof Papst Franziskus: „Die Kirche ist keine Zollstation, sie ist ein Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“ Die Kirche sei keine „perfekte Gesellschaft und Hüterin der ewigen Wahrheiten“. Missbrauch, Finanzskandale und andere Affären legten offen, dass sie nicht nur heilig sei,  sondern dass es in ihr Gerechtigkeit und Sünde zugleich gebe.

Im Anschluss an den Gottesdienst fand im Garten des Exerzitienhauses ein Stehempfang statt. Die Jubilare nutzten die Gelegenheit, sich auszutauschen, ehemalige Kurskollegen wiederzusehen, über gemeinsame Jahre zu sprechen und von Erlebtem zu erzählen. 

Einer der Jubilar ist Prälat Johann Frieß (Träger des Bundesverdienstkreuz). Er darf auf 50 Priesterjahre zurückblicken. Ihm wird es auch im „Unruhestand“ in der Pfarreiengemeinschaft Altenstadt „nie langweilig“. Schongau und Kempten waren Stationen seines priesterlichen Wirkens, Dillingen als geistlicher Direktor der Regens-Wagner-Stiftungen, sowie sieben Jahre als Militärpfarrer.

Ebenfalls ein 50er ist Pfarrer i. R. Sebastian Klaus, bis 2016 Pfarrer in Dürrwangen. Jetzt lebt er wieder in seinem Heimatort Igling bei Landsberg, wo er den örtlichen Pfarrer tatkräftig unterstützt. Der agile Ruheständler ist viel unterwegs und Mitglied in allen Vereinen des Ortes. Er unterhält sich gerne mit Menschen. Sein großes Anliegen ist es, für alle da zu sein. 

Zwei jüngere Jubilare (25 Jahre als Priester) sind Pfarrer BGR Ulrich Lindl und Pfarrer Bernd Weidner. Obwohl der junge Ulrich Lindl durch ein christlich geprägtes Elternhaus als Ministrant und durch viele gute Begegnungen mit seinen Ortspfarrern schon früh mit der Kirche in Berührung kam, entschloss er sich doch, nach dem Abitur zuerst Medizin zu studieren. Erst danach führte ihn sein Weg ins Priesterseminar. Seit 2014 ist der Mediziner und Theologe Pfarrer in Biberbach.

Pfarrer Bernd Weidner leitet seit 2018 die Pfarreiengemeinschaft Augsburg-Oberhausen/Bärenkeller. Wie er sagt, hat er sich seine Wirkungsstätten nicht selbst ausgesucht, sondern ging immer dahin, wohin er geschickt oder berufen wurde.

Fröhlich, humorvoll und in angeregten Gesprächen ging es beim gemeinsamen Mittagessen zu, bei dem die Jubilare eine Urkunde als Anerkennung für ihren jahrzehntelangen treuen Dienst und ein Buch als Geschenk erhielten. 

Gabriele Rabl

29.07.2021 - Bistum Augsburg , Ehrung