SkF-Wohnheim für weibliche Obdachlose

Frauen finden Schutz und Rat

AUGSBURG – Für obdachlose Männer gibt es in Augsburg schon seit langem ein Übergangswohnheim. Eine ähnliche Einrichtung für Frauen fehlte bisher. Man könnte meinen, dass sie nicht nötig war, weil es erheblich weniger Frauen ohne Wohnung zu geben scheint. 

Das ist aber nicht richtig: Obdachlose Frauen fallen in der Öffentlichkeit nur weniger auf, weil sie eher auf ihr Äußeres achten und sich nicht so gehen lassen wie Männer. Seit kurzem haben sie nun eine Anlaufstelle in der Stadtberger Straße in Pfersee. Das Haus mit 30 Plätzen wurde von der Stadt zur Verfügung gestellt und wird vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) geleitet.

Frauen verfügen nach Aussage der Leiterin des Hauses, der Sozial-
pädagogin Katja Mann, oft über Freunde oder Bekannte, die sie über Nacht aufnehmen, wenn sie keine Wohnung mehr haben. Obdachlose Männer sind dagegen eher Einzelgänger, und viele von ihnen bleiben sogar lieber im Freien, als das Übergangswohnheim aufzusuchen. 

Frauen, die in der Stadtberger Straße unterkommen möchten, müssen drei Bedingungen erfüllen: Ihre letzte Meldeadresse muss in Augsburg gewesen sein, sie müssen volljährig sein und dürfen keine Kinder haben – dafür ist das Haus nicht eingerichtet.

In dem Frauen-Wohnheim stehen fünf Wohneinheiten zur Verfügung mit jeweils einem Zwei- und einem Vierbettzimmer sowie einer Gemeinschaftsküche. 22 Plätze sind derzeit besetzt. Die jüngste Bewohnerin ist 19, die älteste 78.

Wie Katja Mann sagt, sind die Plätze nicht unbedingt heiß begehrt. „Der Leidensdruck muss hoch sein, damit eine Frau hierher kommt.“ Die Frauen stecken dann in erheblichen Schwierigkeiten. Sie haben Suchtprobleme – meist mit Alkohol –,
dürfen aber im Wohnheim keinen Tropfen Alkohol trinken. Sie befinden sich in schwierigen Beziehungen oder haben ihren Partner verloren. Sie haben hohe Schulden und werden von Gläubigern bedrängt. Oder sie haben gerade ihre Wohnung verloren, manchmal weil sie sie verkommen ließen. Einige der Frauen sind Haftentlassene, die in der Gefängniszeit ihre Wohnung verloren haben.

In dem Übergangswohnheim des SkF gewinnen die Frauen ein Stück Unabhängigkeit zurück, und Katja Mann hilft ihnen, ihre Probleme anzugehen. Sechs Betreuerinnen stellen sicher, dass die Frauen vor Übergriffen geschützt sind. Es findet ein Aufnahmegespräch statt, in dem Katja Mann klärt, ob Anspruch auf Sozialleistungen besteht oder welche Beratungsstellen weiterhelfen können. 

Auch im Folgenden werden viele Einzelgespräche geführt. Die Frau wird aufgenommen, egal, wie schwerwiegend ihre Probleme sind. Die Sozialpädagogin sieht sich außerstande zu entscheiden, in welchem Fall sie vielleicht auch so lösbar wären und in welchem nicht. Wenn es jedoch zu Selbst- oder Fremdgefährdung kommt, ruft sie die Polizei oder den Notdienst zu Hilfe.

Nicht immer lassen sich die Probleme lösen. Dann wird das Übergangsheim zur langfristigen Unterkunft. Alle zwei bis drei Monate wird überprüft, ob eine Bewohnerin wieder aus dem Wohnheim ausziehen kann. Katja Mann hilft den Bewohnerinnen daher auch, sich einen Wohnberechtigungsschein zu besorgen und den Tagesablauf wieder zu strukturieren. Parallel kümmert sich das Jobcenter darum, ihnen einen Arbeitsplatz zu verschaffen. 

Mehr als die Hälfte der Frauen schafft es nicht, in ein geregeltes Leben mit Arbeit und Wohnung zurückzukehren, was das Ziel der Einrichtung ist. Wenn also alles nichts fruchtet, bleiben die Frauen im Wohnheim. Manche müssten eigentlich einen Platz in einer Alteneinrichtung bekommen. Katja Mann geht davon aus, dass der Bedarf an Wohnraum für wohnungslose Frauen in Augsburg eigentlich höher ist, als das Übergangswohnheim mit seinen Plätzen decken kann.

Andreas Alt

28.11.2018 - Bistum Augsburg