Autobahnkirchen luden zur Andacht ein

Eine Pause für die Seele

ADELSRIED – Ihr charakteristischer spitzer Turm ist aus beiden Fahrtrichtungen an der Autobahn A8 zwischen Stuttgart und München gut sichtbar. Immer noch wirkt die markante Architektur der Autobahnkirche „Maria Schutz der Reisenden“ modern. Bereits 1958 wurde diese allererste deutsche Autobahnkirche erbaut.

Gestiftet wurde sie vom Augsburger Papierfabrikanten Georg Haindl, der die Reisenden an Gott erinnern wollte. Heute gibt es entlang der Autobahnen ein Netz von 44 Kirchen, katholische, evangelische oder dezidiert ökumenische Gotteshäuser. Das findet man in kaum einem anderen europäischen Land.

Jedes Jahr zu Beginn der sommerlichen Hauptreisezeit rückt der Tag der Autobahnkirchen dieses Netz der Andachts- und Seelenorte entlang der Hauptverkehrsrouten ins Bewusstsein. Zeitgleich werde heuer in allen Autobahnkirchen am 20. Juni eine Andacht oder ein Gottesdienst gefeiert.

In „Maria Schutz der Reisenden“ feierten Betriebsseelsorger Hans Gilg und Diakon Georg Steinmetz, Präses der Katholischen Arbeitneh- merbewegung, die Andacht mit Blick auf die Lebensrealität und Arbeitsumstände der Fernfahrer und der Berufsgruppen, die mit den Verkehrsadern verbunden sind. So waren auch Vertreter der Polizei gekommen, um mit anderen Gläubigen geistliche Einkehr zu halten. Mit der biblischen Geschichte von Tobias, der von seinen Eltern Tobit und Hannah in die Fremde entsandt wird, um eine alte Schuld einzutreiben und schließlich glücklich heimkehren kann, schlug Diakon Steinmetz den Bogen zur Lebensrealität der Fernfahrer auf unseren Straßen. Diese seien durch ihre Familiensituation, die Sorge um Gesundheit besonders in der Pandemie, belastet. Es bedrücke sie das harte Arbeitsleben und nicht zuletzt die Frage, ob sie gesund wieder heimkämen.

Aus der Fernfahrerseelsorge weiß Steinmetz, dass der Glaube für viele ausländische Fernfahrer ein wichtiger Halt ist. Und auch deutsche Fahrer wüssten im Vergleich mit einem Menschen mit Bürojob nicht, ob sie am Abend, oder am Ende einer längeren Auftragsfahrt ihre Fa- milie gesund wiedersähen. „Ich mache das Kreuzzeichen, weil ich nicht weiß, was kommt ...“, habe ihm ein Fahrer einmal gesagt, berichtet Steinmetz. Der Diakon entzündete die Osterkerze, um damit das Wasser zu segnen. Fahrzeuge und Fahrer segnete er dann zum Schluss der Andacht.

Rainer Pabst von der Verkehrspolizeiinspektion Augsburg war stellvertretend für das Polizeizeipräsidium Schwaben Nord mit weiteren Kolle- gen bei der Andacht. „Wir betreuen die B2, die B17 und auch die Autobahn A8 auf einem großen Streckenabschnitt. Das ist ein gefährlicher Arbeitsplatz.“ Autobahnkirchen hält er als Einrichtung für alle wertvoll, die weite Strecken zurücklegen. „Da gibt es einen kurzen Moment der Ruhe und eine Pause für die Seele“, findet Pabst. Er wünscht sich Verständnis für die arbeitenden Leute auf der Autobahn. 

Annette Zoepf