Nacht der Kirchen und Kapellen

Viele geistliche Angebote

URSBERG – Seit 2013 findet in Ursberg alle zwei Jahre die „Nacht der Kirchen und Kapellen“ statt. Die St. Josefskongregation, das Ringeisen-Gymnasium und die Pfarrei St. Johannes Evangelist luden auch heuer zu diversen geistlichen Angeboten an verschiedenen Stationen ein und stellten die Veranstaltung unter das Motto „Der Herr ist mein Schirm“.

Von 18 Uhr bis Mitternacht stieß das vielgestaltige Programm auf reges Interesse, auch wenn die Resonanz diesmal am letzten Schultag vor den Osterferien nicht ganz an den großen Zustrom bei den Vorgängerveranstaltungen heranreichte. „Es fehlt jetzt nur noch der Rettungsschirm für die Banken“, witzelte Weihbischof Florian Wörner angesichts der verschiedenen Schirme, die Schwester Katharina Wildenauer, General­oberin der St. Josefskongregation, und weitere Ordensschwestern bei der feierlichen Vesper in der Mutterhauskapelle am Beginn der langen Nacht den Besuchern vorführten. 

Neben den Schutz und Schatten spendenden Beispielen wie etwa einem Regenschirm oder einem Sonnenschirm, hatte Schwester M. Lucia ein Eisschirmchen mitgebracht, um an „die Freude über eine Portion feines Eis als einen gemeinsamen Höhepunkt im Jahreslauf zu erinnern“. Bischof Wörner verwies in seiner Ansprache auf den für Menschen bestmöglichen Schutzschirm, nämlich auf Jesus Christus, „der sich nicht damit abfindet, dass unser Leben tödlich endet“.

In der Kapelle Portiuncula widmete sich Franziskanerpater Benedikt Grimm der historisch belegten Begegnung des heiligen Franziskus mit Sultan al-Malik al-Kamil (1219). Mathias Jannetti steuerte hierzu an der Orgel die jeweils passende Begleitung bei. Etwas später brachte der Musiker beim Konzert in der Pfarrkirche St. Johannes Evangelist (Thema: „Gott im Krieg“) die Klangfülle der Königin der Instrumente wirkungsvoll zur Geltung. Jochen Dreyer las dazu Texte, in denen es um Glaubenstreue trotz der Schrecken des Ersten Weltkrieges ging.

Lichterwege

Das breite Spektrum der katholischen Kirche sollte an diesem Abend zum Ausdruck gebracht werden. Dazu trugen nicht nur die Ordensschwestern mit Gesprächs- und Meditationsangeboten bei, etwa zu den von Sieger Köder gestalteten Fenstern in der Friedhofskapelle, sondern auch die anwesenden Priester, die Gottesdienste und die Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten gestalteten oder Beichtmöglichkeiten offerierten. Lichterwege führten zu den einzelnen Stationen, die jeweils mit bunten Schirmen dekoriert waren. Zwischendurch konnten sich die Besucher bei Kaffee und Kuchen in der Cafeteria des Gymnasiums stärken.

Beachtlich war auch das Engagement der beteiligten Kinder und Jugendlichen des Ringeisen-Gymnasiums. Während etwa das Gleichnis vom verlorenen Sohn vorgetragen wurde, demonstrierten dazu junge Akrobatinnen am Vertikaltuch eindrucksvoll, dass man sich buchstäblich nicht hängen lassen muss, wenn man das nötige Vertrauen in Gottes Treue besitzt. Im Kreuzgarten St. Josef boten über 70 Mädchen der Tanzgruppen der Schule getanzte Lebensfreude „unter Gottes Schirm“. Im Kellertheater stellte sich der Kurs „Theater und Film“ mit improvisiertem Spiel vor. Ruth Jäckle und Bernhard Hueber luden im Gymnasium zum „Offenen Singen“, die Hagenrieder Zupfnudeln musizierten in der Mutterhauskapelle.

Bei der Gesprächsrunde, die unter dem durchaus provokanten Titel „Kirche vor dem Kollaps?“ und unter der Leitung der Diözesanratsvorsitzenden Hildegard Schütz im Ringeisensaal geführt wurde, konfrontierten einige der rund 100 Zuhörer die drei Podiumsgäste Bischof Wörner, Dekan Klaus Bucher und Gemeindepfarrer Joseph Moosariet mit kritischen Fragen zum Zölibat, zur Kirchensteuer, zu den Missbrauchsfällen und besonders zur Stellung der Frau in der Kirche.

Weihbischof Wörner betonte, dass er Kirche ganz anders erlebe, als es in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Für die Medien seien das Negativbeispiel und das Skandalöse leider häufig interessanter als das Erfreuliche, das etwa bei der „Nacht der Kirchen und Kapellen“ sichtbar werde. „Schön wäre es, das vielfache positive Engagement in den Pfarreien auch in den Medien wahrzunehmen“, wünschte sich auch Dekan Bucher. Jesus habe bekanntlich in vieler Hinsicht den patriarchalischen Gepflogenheiten seiner Zeit nicht entsprochen, aber eben keine Frauen zu Aposteln berufen. Außerdem zeige der deutliche Anstieg an Katholiken in anderen Ländern, dass die in Deutschland bestehende Krise die katholische Weltkirche in ihrer Existenz wohl kaum ernsthaft bedrohen dürfte. Thomas Niedermair

01.05.2019 - Bistum Augsburg