Ein reiches Priesterleben

Weihbischof Grünwald feiert 60. Weihejubiläum

AUGSBURG – Ende Juni weiht Bischof Bertram vier Kandidaten zu Priestern. Als der Augsburger Josef Michael Grünwald am 29. Mai vor 60 Jahren zum Priester geweiht wurde, durfte Bischof Joseph Freundorfer 21 Kandidaten die Hände auflegen. Und dabei sind in dieser Zahl nicht einmal diejenigen eingerechnet, die in München oder in Rom studiert haben.

Elf Priester aus seinem Kurs leben noch, die auch das diamantene Jubiläum feiern können, überschlägt Weihbischof Grünwald die Zahl der Übriggebliebenen unter den damaligen Weihekandidaten. „Es ist schon eine Gnade, wenn man das Priesteramt so lange innehaben darf“, findet er, der noch die Zeit vor dem Konzil miterlebt, das Brevier auf Lateinisch gebetet und auch die Liturgie in der Kirchensprache gefeiert hat. 

Mancher öffne sich den Zeitläuften, mancher falle in Pessimismus, sagt Grünwald, der erst im März sein 25-Jahr-Jubiläum als Weihbischof begehen konnte. „Als wir jung waren, waren die alten Pfarrer unmöglich, jetzt wo wir alt sind, sind die jungen Pfarrer unmöglich“, zitiert Josef Grünwald mit feiner Ironie einen Spruch, mit dem er durchblicken lässt, dass er die Öffnung der Kirche nach dem Konzil durchaus positiv beurteilt. Die Kirche stecke eben immer in einem Entwicklungsprozess. 

Manchmal könne einem die Berufung als Priester auch schwer werden, räumt der Jubilar ein. Das sei zum Beispiel, wenn man an „manchen Aufgaben sehr zu beißen“ habe. Schön sei es dagegen, wenn die eigene Arbeit auf ein gutes Echo stoße. Erst vor kurzem seien ihm alte Briefe in die Hände gekommen, in denen zu spüren sei, „dass man gebraucht“ worden ist. Gleich zweimal wurde er zum Diözesanadministrator gewählt. Da gebe es nicht viele, die das von sich sagen können. Er freute sich, „dass man einem die Aufgabe zutraut“, war aber dann auch froh, sie wieder an den neuen Bischof abgeben zu dürfen. 

Gesundheitlich gehe es im leidlich gut, berichtet der Jubilar. „Man muss halt fleißig Medizin nehmen, zu den Ärzten gehen“, und nach einer kleiner Pause fügt er noch hinzu: „sich gut versorgen lassen“. Noch bis zu seinem 80. Geburtstag vor vier Jahren ging der Weihbischof zu Firmungen und engagierte sich in einigen Ehrenämtern. Jetzt lässt er es etwas ruhiger angehen, hält aber jeden Tag Gottesdienst bei den Maria-Stern-Schwestern in St. Elisabeth. Er liest Bücher im Themenbereich biblischer Theologie und schaut sich im Fernsehen zur Entspannung auch mal einen Krimi an.

Als junger Kaplan habe man es früher einfacher gehabt, findet er. Denn weil es in jeder großen Pfarrei zwei Kapläne gab, habe man mehr Möglichkeiten gehabt, sich auszutauschen. Den jungen Priestern, die am 28. Juni geweiht werden, rät er, sich ständig fortzubilden, damit man die Fragen der Gesellschaft kompetent beantworten könne. „Außerdem sollten sie ein konsequent spirituelles Leben führen und sich bei Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen.“

Gerhard Buck