Winterbilder

Wenn die Welt im Frost erstarrt

OBERSCHÖNENFELD – Im ehemaligen Bräumeisterstadel des Volkskundemuseums Oberschönenfeld sind seit Februar 2003 im ständigen Wechsel Werke bedeutender schwäbischer Künstler zu bewundern. Passend zur Jahreszeit werden derzeit Winterbilder aus der Sammlung der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld gezeigt.

Die kalte Jahreszeit bricht herein, und oft ist es draußen ungemütlich und trist. Wenn einem die Decke auf den Kopf zu fallen droht, lohnt ein Besuch der Ausstellung „Schnee und klirrende Kälte“. Die gezeigten 25 Gemälde und Aquarelle stammen von drei Künstlerinnen und 18 Künstlern aus ganz Schwaben. 

Nicht nur Frost und Kälte sind in den Werken eingefangen, sondern auch die Schönheit, Ruhe und Reinheit einer klaren, weißen Landschaft mit hoch aufgerichteten, kahlen Bäumen. Es scheint, als würde die Natur unter ihrer dicken Schneedecke den Atem anhalten.

Aber auch von einer völlig anderen Seite zeigt sich diese Jahreszeit:  romantisch und mit ihren Winterfreuden. So ist eines der Lieblingsbilder von Mechthild Müller-Henning, die für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, ein kleines Ölbild des Krumbacher Malers Otto Schorer. Es zeigt fröhliche, schlittschuhlaufende Kinder auf dem zugefrorenen Dorfweiher. Bunt leuchten ihre Mützen, und die Schals flattern im schnellen Lauf, während im Hintergrund das kleine Dorf auf seine kleinen Bewohner wartet.

Ganz anders hat der Augsburger Maler Hans Härtel die Menschen beobachtet. Jahrzehntelang wohnte und arbeitete der Künstler im Augsburger Jakobertor. Vom Fenster seiner Wohnung aus fing er im Bild die Fußgänger der „Argonstraße“ ein, die mit hochgezogenem Mantelkragen versuchen, der Kälte zu trotzen. Sie hetzen nach Hause, suchen die Wärme. Die Farben sind gedämpft, und der Betrachter meint, die Kälte zu spüren. 

Aus rund sieben Jahrzehnten stammen die Bilder. Sie thematisieren die vielen Facetten und Stimmungen des Winters, die Versunkenheit der Häuser unter einer Schneedecke, das Glitzern der Eiszapfen, die grauen Wolken oder den eisblauen Himmel. In vielen feinen Farbnuancen ist der Schnee bei sonnigem oder trübem Wetter wiedergegeben, die Kälte jedoch ist überall auf den Gemälden spürbar.

Eines der älteren Bilder der Ausstellung stammt von August Hofer, der zuletzt in Zusmarshausen wohnte. Er malte es kurz nach dem Krieg – eine verhärmte Frau, das Kopftuch eng gebunden, schiebt einen Karren voller Brennholz durch die verschneite Gasse. Die Konturen sind scharf und schwarz eingefasst, was die Härte und Beschwerlichkeit des Winters, gleichzeitig die Armut der Nachkriegsjahre betont.

Viele Künstler beschäftigten sich mit der oftmals melancholischen Stimmung dieser Jahreszeit, wie Heinz Schuberts Aquarell „Der Tümpel im Wald“ oder Lambert van Bommels Grau in Grau dargestelltes „Unterringingen“ zeigen. Still und erstarrt ist auch die Natur auf dem „Spaziergang an der Schwarzach“, einem Gemälde des in Maingründel lebenden Malers Szilard Huszank. Einige Kunstschaffende haben sich dabei nur auf das Wesentliche konzentriert, wie die leise und gleichmäßig fallenden Schneeflocken oder die nur im Winter sichtbaren Strukturen von Felsformationen.

In dieser Zeit der Stille und Kälte fällt auch Weihnachten. Der Maler Josef Madlener holte die Geburt Christi herein in den heimatlichen Raum. Der Stall von Bethlehem, behangen mit riesigen Eiszapfen, steht in der schneebedeckten Landschaft des Allgäus. In großer Ruhe ist die Natur erstarrt. Doch aus dem Stall dringt ein warmes, helles Licht, und über ihm leuchtet im roten Himmel ein riesiger Stern, der die Verheißung verkündet. Ingrid Paulus

Info: zu sehen bis 14. Januar, Dienstag bis Sonntag und alle Feiertage von 10 bis 17 Uhr.

06.12.2017 - Bistum Augsburg