300 Jahre Passionisten auf Miesberg

Hoffnung positiver Zukunft

SCHWARZENFELD (mb/sm) – Ihr 300-jähriges Jubiläum feiert derzeit die Ordensgemeinschaft der Passionisten. Die größte Kommunität in Deutschland mit zwölf Mitbrüdern hat ihren Sitz auf dem Miesberg bei Schwarzenfeld. Die Altersstruktur und Zusammensetzung der Ordensmänner lässt hier auf eine positive Zukunft der Kongregation vom Leiden Jesu Christi hoffen.

Der 22. November 1720 gilt als Gründungsdatum des Ordens. Damals erhielt der junge Italiener Paolo Francesco Danei von seinem Bischof das Ordensgewand. Bereits einen Tag später begann er 40-tägige Exerzitien, während der er die Regeln für seinen neuen Orden erarbeitete. Er nahm den Namen Paul vom Kreuz an und die ersten Schritte zum Aufbau der Ordensgemeinschaft in Angriff, dem heutigen Orden der „Passionisten“.

Dass die Passionisten nach Schwarzenfeld kamen, verdanken sie dem von 1928 bis 1961 wirkenden Regensburger Oberhirten Erzbischof Michael Buchberger. Dieser kannte die Passionisten aus seiner vorhergehenden Tätigkeit als Weihbischof des Bistums München-Freising. Da in Schwarzenfeld ein Kloster entstehen sollte, lag es nahe, dieses mit den Passionisten zu besetzen. 1934 war Grundsteinlegung, ein Jahr später die Einweihung. Bis 2012 – damals wurde die Eichstätter Kommunität gegründet – war die Schwarzenfelder Kommunität die jüngste.

Der Ordensname bezieht sich auf die Bedeutung der Passion, des Leidens Christi, für den Orden und seine Angehörigen. „Die Andacht und die Verehrung des Leidens Christi und dies die Menschen besonders zu lehren, ist das vierte Gelübde beziehungsweise die Spiritualität des Ordens“, erklärt der Rektor der Schwarzenfelder Kommunität Pater Lukas Temme. Seit 24 Jahren gehört er dem Orden an, seit acht Jahren ist er hier Rektor – aufgrund der Corona-Pandemie wurde seine hier eigentlich schon abgelaufene Amtszeit bis voraussichtlich Juli 2021 verlängert. Denn Rektoren werden bei den Passionisten auf vier Jahre und höchstens zwei Amtszeiten ernannt – im Gegensatz zum Amt eines Abtes auf Lebenszeit in monastischen Klöstern.

Für die Ordensmitglieder drückt die Passion Jesu ganz besonders das Wunder der Liebe Gottes aus. „Es geht nicht in erster Linie um das Leid, sondern um die Liebe, die dahinter steht. Der Mensch kann so erkennen, was Gott ihm wert ist“, erklärt der Rektor die vom Ordensgründer Paul vom Kreuz geprägte Spiritualität. So sei es eine wesentliche Aufgabe des Ordens und seiner Mitglieder, „die gekreuzigte Liebe Christi zu verkünden, die mich nicht fallen lässt und mich im eigenen Leiden trägt“, so Pater Lukas weiter.

Vielfältige Verkündigung

In der Praxis erfolgt diese spirituelle Arbeit in unterschiedlichen Feldern beziehungsweise auf verschiedenen Wegen. Die Ordensmänner (fünf Priester, vier Studenten, zwei Postulanten – vor dem Noviziat stehende Kandidaten, ein Bruder) kümmern sich um die Seelsorge in der Klosterkirche durch regelmäßige Gottesdienste. Die Klosterkirche ist auch eine beliebte Trauungskirche. Pro Jahr finden hier 15 bis 20 Trauungen statt. Aber auch das Bußsakrament ist wichtig: Beichtglocke und ein Tagesbeichtstuhl tragen dazu bei, dass viele Gläubige bei ihrem Aufenthalt auf dem Miesberg dieses Angebot nutzen.

Die Patres stehen aber auch als Aushilfen oder Urlaubsvertretung in Pfarreien der Region zur Verfügung. Weitere Tätigkeitsfelder sind Religionsunterricht, Krankenhausseelsorge, Einkehrtage beziehungsweise Exerzitien an externen Orten, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Mitarbeit in der Berufungspastoral. Darüber hinaus begleiten Passionisten Pilgerreisen von Pfarrgemeinden zu Wallfahrtsorten wie Fatima oder Lourdes. 

Seit Oktober 2020 läuft ein weiteres Projekt der Passionisten in der Diözese Regensburg: Die „Kleine Mission“, bei der Hausbesuche durch Ordensleute im Mittelpunkt stehen. Die Passionsbruderschaft, welche von einem Mitbruder begleitet wird, ist ein Zusammenschluss von Laien, welche am Charisma der Passionisten teilnehmen möchten.

Ein wesentlicher Pfeiler der Passionisten-Spiritualität ist die Anbetung. Das Allerheiligste ist in der Klosterkirche täglich bis zu zwölf Stunden zum stillen Gebet ausgesetzt. „Hier kann der Mensch vor Gott zur Ruhe kommen. Man darf die Macht des Gebets nicht übersehen“, sagt Rektor Pater Lukas. Das individuelle persönliche Gebet nimmt aber auch im Tagesablauf der Ordensangehörigen einen breiten Raum ein. Etwa zweieinhalb Stunden kommen da zwischen 5.30 und 21 Uhr zusammen: Laudes, Heilige Messe, Mittagsgebet, Vesper, Rosenkranz, Komplet sowie persönliches Gebet beziehungsweise Betrachtung. Nach der abendlichen Komplet ist Stillschweigen bis zum nächsten Morgen angesagt. Ausgleich und Erholung gibt es am Sonntag bei einem Gemeinschaftsabend.

Mit Perspektive

Die derzeit zwölf Passionisten auf dem Miesberg kommen aus ganz Deutschland. Sie sind zwischen 21 und 83 Jahre alt, die Mehrheit unter 50. „Es ist ein Geschenk Gottes an uns, dass wir Nachwuchs haben, die eine Perspektive sind. Doch das ist für uns auch eine Verantwortung bezüglich der Ausbildung, dass sie ihren Weg gehen können.“ 

Die Passionisten in Schwarzenfeld sind auch die Ausbildungskommunität für die süddeutsch-österreichische Vizeprovinz des Ordens. Großen Wert legt der Orden auf Berufsausbildungen der Mitbrüder. So gehören unter anderem ein Apotheker, ein Fotograf, zwei Gärtner, ein Mechatroniker, ein Bibliothekar und ein ausgebildeter Schauspieler zur Gruppe. Die theologische Ausbildung erfolgt an der Universität und im Priesterseminar Regensburg beziehungsweise am Institut „Bischöfliches Studium Rudolphinum“ der Diözese Regensburg. Ab März kommt ein neuer Novize. Die Freude der zwölf Passionisten auf dem Miesberg darüber ist groß.

17.02.2021 - Bistum Regensburg