Miltärputsch in Myanmar macht betroffen

Gebet und Solidarität

REGENSBURG (gt/sm) – Wenn es Katastrophen in Ländern gibt, die man schon besucht hat, vor allem wenn es persönliche Beziehungen zu Menschen von dort gibt, dann treffen sie einen meist mehr als andere schreckliche Ereignisse. Der Militärputsch in Myanmar in der Nacht zum 1. Februar ist für zahlreiche Menschen im Bistum ein solches Ereignis. 

Seit 20 Jahren unterstützt das Bistum in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD) junge Gläubige aus Myanmar mit einem Stipendienprogramm. Sie bekommen dadurch die Chance, an der Katholischen Assumption-Universität in Bangkok zu studieren. Die Abschlüsse bieten ihnen nicht nur persönlich große Chancen, sondern fördern auch die katholische Kirche in Myanmar, für die sie nach ihrer Rückkehr haupt- oder ehrenamtlich arbeiten. Die Christen sind im „Musterland des Buddhismus“ eine sehr kleine Minderheit. Die Katholikinnen und Katholiken machen etwa ein Prozent der Bevölkerung aus, sind aber im Bildungs- und Sozialbereich gerade in den armen Regionen des Landes für die gesamte Bevölkerung sehr aktiv.

Zahlreiche Begegnungen 

In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Kontakte entstanden. So war 2019 eine Gruppe sieben ehemaliger Stipendiaten zusammen mit dem heutigen Weihbischof von Yangon und dem dortigen Generalvikar zu Besuch im Bistum. Ein Jahr zuvor waren elf junge Erwachsene aus Regensburg zusammen mit Jugendpfarrer Christian Kalis, Ruth Aigner aus dem Fachbereich Weltkirche und dem Myanmar-Beauftragten des Bistums Gregor Tautz Gäste in Myanmar. Im November 2014 feierte Generalvikar Michael Fuchs das 500-jährige Bestehen der katholischen Kirche in Myanmar mit und war vom kirchlichen Leben, das er dort erleben durfte, tief beeindruckt. Im gleichen Jahr war der Erzbischof von Yangon, der heutige Kardinal Charles Maung Bo, Gast beim Katholikentag in Regensburg. Neben einer Podiumsdiskussion an der Universität und der Mitfeier der Liturgie traf er sich zum Erfahrungsaustausch mit Bischof Rudolf, mit dem Bischöflichen Jugendamt, dem Seelsorgeamt oder der Katholischen Erwachsenenbildung. Besonders beeindruckt war er als Salesianer auch vom Besuch der Bischof-Manfred-Müller-Schule. In den Jahren vorher war der damalige Dompropst Wilhelm Gegenfurtner, der vor 20 Jahren das Projekt initiiert hatte, Gast in Myanmar.

Planungen durchkreuzt

Für heuer war anlässlich des Jubiläums ein einmonatiger Besuch von acht Gästen aus Myanmar in kirchlichen Einrichtungen des Bistums geplant. Er sollte der beruflichen Fortbildung, dem fachlichen Austausch und dem Ausbau der persönlichen Beziehungen dienen. Ein Fachkongress am 16. und 17. September in Zusammenarbeit mit dem KAAD in Regensburg sollte die Rolle der katholischen Kirche im zurückliegenden Transformationsprozess hin zur Demokratie beleuchten. Er wird mit aktualisiertem Thema und unter angepassten Rahmenbedingungen stattfinden.

Angesichts der politischen Lage und wegen Corona kann der Besuch aus Myanmar in diesem Jahr wohl nicht stattfinden. Stattdessen wird überlegt, wie den Partnern in der aktuellen Situation sinnvoll in ihrem Land geholfen werden kann. „Uns allen ist angesichts vereinzelter Berichte, die uns auf Facebook trotz der Sperre durch die Regierung noch erreichen, überhaupt nicht zum Feiern zumute“, so Gregor Tautz. Vor allem die älteren Stipendiatinnen und Stipendiaten hätten die Zeit der vorhergehenden Militärregierung noch in lebendiger Erinnerung. „Die letzten zehn Jahre konnte man einen hoffnungsvollen Aufbruch gegenüber der Perspektivlosigkeit der Vergangenheit erfahren. Dass das alles wiederkommen soll, erfüllt die Menschen dort mit Verzweiflung. Als tiefgläubige Menschen haben sie uns erschütternde Bitten um das Gebet für sie, für ihr Land und für einen friedlichen Verlauf der kommenden Auseinandersetzungen übermittelt.“

Auch Ruth Aigner aus dem Fachbereich Weltkirche betont den traurigen Rückschlag, den diese Entwicklungen zeigen. „Die Ereignisse in Myanmar machen deutlich, dass Frieden immer einen kontinuierlichen Prozess erfordert: Den Willen, die Offenheit zum Dialog und den andauernden gemeinsamen, gewaltfreien Einsatz von allen Beteiligten.“  

Gewaltloser Kampf

Unmittelbar nach dem Putsch richtete Kardinal Bo „eine Botschaft an das Volk von Myanmar und unsere internationalen Gemeinschaften“. Kardinal Bo lädt ein zum Gebet aller Religionen im Land und weltweit sowie zum gewaltlosen Kampf für die Wahrheit und Würde. Ganz aktuell ist in unseren Medien zu hören, dass die gewaltfreien Bewegungen zum zivilen Widerstand aufgenommen wurden.

An die internationale Gemeinschaft appelliert Kardinal Bo, nicht mit Sanktionen zu reagieren, die die Wirtschaft ruinieren, nur Supermächten wie China dienten, die das Land ausplündern wollten, und die vor allem die Ärmsten treffen. Vielmehr sollten in einem Dialog alle Akteure eingebunden werden.  

Hinweis:

Weitere Informationen auf der Homepage des Bistums Regensburg www.bistum-regensburg.de unter „Einrichtungen – Weltkirche“.

10.02.2021 - Bistum Regensburg