Verein und Museum für den Heiligen

St. Nepomuk zu Ehren

PLATTLING – Vor 300 Jahren, genau genommen am 31. Mai 1721, wurde der heilige Johannes Nepomuk seliggesprochen. Aus diesem Anlass hätte der St.-Johann-Nepomuk-Verein in Plattling gerne ein großes Fest gefeiert – ebenso wie am Jahrestag des Heiligen am 16. Mai. In der niederbayerischen Stadt am Zusammenfluss von Isar und Donau wird der heilige Johannes Nepomuk sehr verehrt, sogar ein eigenes Museum hat man ihm zu Ehren errichtet. Das Jahr 2021 sollte ein Nepomuk-Jahr werden – doch die Pandemie lässt vieles nicht zu.

„Es ist so schade. Über ein Jahr Corona. Über ein Jahr, in dem wir so gut wie nichts machen konnten“, sagt Günther Rösch und dreht den Schlüsselbund in seiner Hand. Der Vorsitzende des St.-Johann-Nepomuk-Vereins steht vor dem Museum des Vereins und lässt die Schultern hängen. „Wer weiß, wann wir das Museum wieder für Besucher öffnen dürfen.“ Immer wieder schaut er nach dem Rechten, schaut nach, ob mit den Exponaten alles in Ordnung ist. „Ich bin gerne hier“, sagt der 75-Jährige, und deutet auf ein Haus in der Nähe. „Da drüben wohne ich. Ich habe es also auch gar nicht so weit zu unserem Museum.“

Beeindruckende Exponate

Das Museum des Vereins hält für Besucher, sofern sie denn mal wieder kommen dürfen, kleine Kostbarkeiten parat. Neben alten Gebetsbüchern, Amuletten und Hinterglasbildern beeindruckt eine Kupferstichserie des Augsburger Kupferstechers Johann Andreas Pfeffel, die Motive aus dem Leben des Heiligen zeigt. Beeindruckend sind auch die vielen Skulpturen und Holzfiguren aus den letzten zwei bis drei Jahrhunderten. Die Vereinsmitglieder haben in vielen Arbeitsstunden Exponate zusammengetragen. Das Juwel der Ausstellung hat Monsignore Konrad Dobmeier, Stiftskanonikus aus Regensburg, gestiftet: eine Monstranz für das Herzstück des Museums, eine Reliquie des heiligen Johannes Nepomuk. Die Monstranz ist etwa 30 Zentimeter hoch und dem neugotischen Stil nachempfunden – perfekt für die Reliquie, die sich seit 2003 im Besitz des Vereins befindet. Die Knochenstückchen des Heiligen sind in eine Klosterarbeit aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingebettet.

Jedes der über 300 Ausstellungsstücke ist ein Zeichen dafür, wie sehr die Menschen über Jahrhunderte hinweg den heiligen Johannes Nepomuk verehrt haben. Viele haben zu ihm in großer Not und Angst gebetet – und viele haben durch die Gebete zu ihm auch Trost gefunden – in einer Zeit, in der die Menschheit von vielen Naturkatastrophen bedroht wurde. Auch die Gründung des St.-Johann-Nepomuk-Vereins Plattling im April 1864 geht auf Naturkatastrophen zurück. „Immer wieder belasteten schwere Unwetter und Hochwasser das Leben der Bewohner hier an der Isar schwer. Viele Menschen verloren in den Fluten der Isar ihr Leben“, weiß Rösch. Nicht ohne Grund hatte die Isar in Niederbayern lange den Beinamen „die Reißerische“. Vor allem Fischer, Müller, Flößer und Wasserarbeiter verehrten Johannes Nepomuk sehr früh. „Auch mein Vater war Flussmeister und hat den heiligen Johannes Nepomuk sehr verehrt“, verrät Rösch. Die Verehrung des Heiligen sei ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden. 

Wasserprozession

Mit der Vereinsgründung 1864 war die Hoffnung verbunden, dass der heilige Johannes Nepomuk die Stadt und ihre Bewohner vor allem Unheil bewahren möge. Als Zeichen des Dankes und in der Hoffnung, von Naturkatastrophen und Überflutungen zukünftig verschont zu bleiben, versprach der Verein, in regelmäßigen Abständen eine Wasserprozession auf der Isar abzuhalten. „Diese Tradition wird bis in die heutige Zeit aufrechterhalten. Mehrere Tausend Besucher wohnen der eindrucksvollen Wasserprozession zu Ehren des heiligen Johannes Nepomuk jedes Mal bei“, sagt Rösch. Aber auch hier hat eine andere Naturkatastrophe, die weltweite Corona-Pandemie, das Einlösen des Versprechens verhindert. „Normalerweise findet die Wasserprozession alle drei Jahre statt. Die letzte war 2017, sodass 2020 die nächste gewesen wäre. Wegen Corona haben wir die Wasserprozession dann auf 2021 verschoben, aber es ist nicht damit zu rechnen, dass wir im August ein Fest mit mehreren Tausend Besuchern feiern können.“ So bleibt Rösch und den 275 Vereinsmitgliedern bislang nur, in Erinnerungen an die letzten Wasserprozessionen zu schwelgen. Rösch erinnert sich zum Beispiel sehr gerne an die gemeinsame Schifffahrt mit Bischof Rudolf am Morgen nach der Wasserprozession. 

Die Wasserprozession selbst findet immer an einem Samstagabend statt. Sobald die Dunkelheit anbricht, wird die Statue des heiligen Johannes Nepomuk von der Kapelle an der Isarbrücke geholt und auf einer Plätte zu Wasser gelassen. Die Isar selbst ist mit Hunderten von Lichtern, die auf Holzbrettchen geschraubt sind, geschmückt. Ein kleiner Teil der Lichter bildet ein großes schwimmendes Kreuz. Viele Sportler vom Plattlinger Tauchclub und von den Wasserwachten Plattling und Osterhofen schwimmen mit Fackeln in der Isar. Die Feuerwehr Plattling zaubert mit ihren Spritzen einen Wasserbogen in die Luft, der von Scheinwerfern angestrahlt wird. Nach einer feierlichen Andacht zu Ehren des Heiligen beschließt ein Prunkfeuerwerk die Wasserprozession. Auch am Sonntag feiern die Plattlinger mit einer Messe, einem Umzug und Festbetrieb ihren Johannes Nepomuk. Rund 5000 Menschen haben 2017 zwei Tage lang in Plattling Johannes Nepomuk in Ehren gehalten und gefeiert.

Nicht nur bei dem zweitägigen Fest, sondern eigentlich bei jeder Veranstaltung des Vereins zeigt sich, dass Johannes Nepomuk nicht nur ein Brückenpatron ist, sondern auch ein wahrer Brückenbauer. Er verbindet Menschen sogar über Landesgrenzen hinweg, vor allem aber die beiden Nachbarregionen Bayern und Böhmen. Schon bald nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nahm der St.-Johann-Nepomuk-Verein Plattling Kontakt zum Geburtsort des Heiligen auf. Die Plattlinger Vereinsmitglieder unterstützten damals die Not leidende tschechische Bevölkerung mit Kleiderspenden. Durch die gemeinsame Verehrung des Johannes Nepomuk entstanden bald auch Freundschaften zwischen den Bewohnern Plattlings und Nepomuks (deutsch Pomuk). Seither ist es eine Selbstverständlichkeit, dass man sich regelmäßig besucht und gemeinsam feiert. 

Auch wenn die Wasserprozession in diesem Jahr noch mit einem Fragezeichen versehen ist, so hofft Rösch, dass man wenigstens einen Höhepunkt im Kalender des Vereins wie in Zeiten ohne Corona feiern kann. Im Herbst soll die neue Isarbrücke Plattlings fertig werden. „Sie wird selbstverständlich dem heiligen Johannes Nepomuk gewidmet. Wir hoffen, dass wir die Einweihung gemeinsam feiern können.“ Der Termin für die Einweihung stehe noch nicht fest, aber im September oder Oktober soll es so weit sein. 

„Ich hoffe, dass Bischof Rudolf unser Gast sein kann, um diesen Tag mit uns gemeinsam zu feiern.“ Schließlich könne man nicht einmal den Jahrestag im Mai wie gewohnt begehen. „Wir laden zwar zu einem Gottesdienst am Jahrestag ein, aber die Plätze in der Kirche sind wegen der Infektionsschutzmaßnahmen begrenzt, und wir können uns leider nach der Kirche nicht wie sonst zu unserer Jahreshauptversammlung treffen.“ Wie es 2021 weitergeht, wird sich zeigen. Oder wie Rösch sagt: „Bleiben wir optimistisch, wie es auch der heilige Johannes Nepomuk stets war!“

Claudia Rothhammer

11.05.2021 - Bistum Regensburg