Abtprimas em. Notker Wolf als Festprediger bei Gottesdienst in der Pfarrkirche

Feier: 900 Jahre Kloster Ensdorf

ENSDORF (cw/sm) – Seit 900 Jahren gibt es ein Kloster in Ens­dorf. Das Jubiläum feierten am vergangenen Wochenende die Salesianer des Klosters und die Pfarrgemeinde mit Kirchenkonzerten, Festvortrag, Festgottesdienst und einem Tag der offenen Tür. 

Zum Festgottesdienst in der Klosterkirche St. Jakobus in Ensdorf begrüßte Pater Ulrich Schrapp, der Direktor des Klosters, insbesondere den Hauptzelebranten, Abtprimas em. Notker Wolf OSB aus St. Ottilien. Als Benediktiner-Abtprimas war dieser 16 Jahre lang weltweiter Sprecher des ältesten Ordens der Christenheit. Auch Pater Christian Vahlhaus, stellvertretender Provinzial aus München, Bundestagsabgeordneter Alois Karl, Landrat Richard Reisinger und der Ensdorfer Bürgermeister Hans Ram wurden in der vollbesetzten Klosterkirche besonders begrüßt. Musikalisch gestaltete der Kirchenchor unter der Leitung von Gerd Tschaffon den Festgottesdienst.

Abt Notker Wolf dankte den Ensdorfer Salesianern dafür, dass sie sich trotz einiger Aufs und Abs in der Geschichte des Klosters weiterhin so gut um die Anliegen und das Wohl der Menschen kümmerten. 

In seiner Predigt bezog er sich auf das Johannesevangelium. Als Jesus seinen zwölf Jüngern die Frage stellte: „Wollt ihr auch gehen?“, nachdem sich etliche Ungläubige von ihm abgewandt hatten, sagte Pe­trus: „Es ist Jesus Christus, dem wir folgen wollen!“ Die Thematik sei heute aktueller denn je. Viele Menschen würden sich von der Kirche distanzieren, träten aus der Kirche aus, weil Einzelne gesündigt hätten. Das Feuer der Begeisterung lasse in den Kirchengemeinden nach. Angst und Resignation würden um sich greifen. Gleichzeitig würden sich zahlreiche Fake News auf vielen Kanälen in Windeseile verbreiten, fänden ihre Fans und würden als Kavaliersdelikt behandelt, wenn sie sich als Unwahrheiten herausstellten.  

Abt Wolf bat darum, Gerechtigkeit walten zu lassen. Auch Jesus sei politisch nicht immer korrekt gewesen, er habe jedoch keine Heuchelei wollen. „Wo bleibt die Ehrlichkeit in unserem Leben?“, fragte der Abt. Vielen Unheilspropheten oder Verschwörungstheoretikern der heutigen Zeit liefen die Leute nach. Mit Jesus dagegen habe man so seine Zweifel. Dabei sei die Botschaft Jesu gewesen, dass die Menschen das Leben in Fülle haben sollten. 

Gerechtigkeit könne manchmal unbequem sein, oft engagiere man dafür geschickte Rechtsanwälte, die viel Geld kosteten. Viele Menschen glaubten nicht mehr an Gottes Wort, wohl aber manch selbst­ernannten Moralisten, die ihnen vorschrieben, wie sie zu leben oder was sie zu essen haben. Das sei eine unheimliche Arroganz, so Wolf. Auch Politiker machten Fehler, manchmal entschuldigten sie sich dafür. „Aber finden sie am Ende wirklich Vergebung?“, fragte Abt Notger. Die Grundbotschaft des Glaubens sei, immer und immer wieder zu vergeben. Und nur durch das gelebte Leben und die Liebe könne man diese Botschaft bezeugen. 

Der Abt erinnerte in Zeiten, in denen alle Angst vor Corona haben, daran, dass Jesus Christus nicht erst nach dem Tode bei den Menschen sei, sondern auch schon während ihres Daseins auf der Erde. Der Prediger machte Mut, nicht immer schwarzzumalen. Es gebe so viel Gutes auf der Welt, man könne guten Mutes auf diesem Weg weitergehen.  

Genau wie die Abtei in Ensdorf, in der nun die Salesianer wirken, schon 900 Jahre „auf dem Buckel“ habe und nun frisch restauriert sei, könne sich auch jeder Einzelne selbst restaurieren und die Liebe weitertragen, vergeben und verzeihen. Er wünschte jedem neue Kraft zum Zeugnisgeben, neue Freude am Glauben und eine neue Sprache, die das Ohr und die Herzen der Menschen finde. 

Nach dem Segen überreichte Pater Schrapp dem Gast einen Geschenkkorb, gefüllt mit regionalen Köstlichkeiten aus dem Klosterladen, den der Festprediger freudestrahlend entgegennahm. Der Applaus der ganzen Gemeinde bekräftigte den Dank für die ermutigende Predigt und den schönen Gottesdienst.

Auf den Tag genau „40 Jahre Salesianer“ konnte der Pfarrer der Pfarrei St. Jakobus, Pater Slawomir Niemczewski an diesem Sonntag feiern. Dazu gratulierten ihm Pater Schrapp und die Gemeinde mit kräftigem Applaus. 

Beim anschließenden Stehempfang im Kreuzgang des Klosters verteilte Pater Niemczewski leckere Milchkuh-Bonbons, eingewickelt in Bonbonpapier mit dem Bild der Klosterkirche Ensdorf, die von den Gästen sehr erfreut angenommen wurden, versprach der gut gelaunte Pater doch auch verschmitzt, es handele sich um den Hauptgewinn.

Bei Sekt und vielen anderen Getränken gesellten sich die Menschen zusammen und Steißen auf das gelungene Festwochenende an. Auch Professorin Andrea Hartl, die am Vorabend im Wittelsbacher Saal zur Geschichte des Klosters Ensdorf und dessen kulturellem Einfluss auf die Region referiert hatte, war mit ihrem Mann unter den Gästen. Abtprimas em. Notker Wolf war sichtlich angetan von dem schönen Innenhof, in den sich die Gesellschaft schließlich begab. Hier konnten die Gäste ungehindert plaudern und trinken.

Neben vielen anderen suchten auch Landrat Richard Reisinger und Bundestagsabgeordneter Alois Karl das Gespräch mit dem so jung und modern wirkenden Abt, von dem man weiß, dass er auch gern mal als Rockmusiker die E-Gitarre oder Querflöte in einer Band spielt. Vor einigen Jahren spielte er mit der Rockgruppe Deep Purple sogar auf der Bühne „Smoke on the water“, als diese auf dem Meierhof im Kloster Benediktbeuern auftrat. Der 81-Jährige versteht es, die Menschen durch sein freundliches, offenes Wesen zu begeistern. Es gibt von ihm auch zahlreiche Schriften und „es juckt ihn schon in den Fingern“, das nächste Buch zu schreiben, wie er lächelnd im Klostergarten erzählte.

Jürgen Zach, der Verwaltungsleiter des Klosters, lud die Gäste schließlich zum Mittagessen mit Rehgulasch im Brottöpfchen ein. Das Wild stammte aus dem nahegelegenen Hirschwald und war von der Klosterküche zubereitet worden. Zum Glück hatte auch Petrus ein Einsehen und hielt die Wolkentore noch geschlossen, sodass man im Garten gemütlich zum Essen zusammensitzen konnte. Mit einer feierlichen Vesper am späten Nachmittag endete das Festwochenende in Ensdorf.

25.08.2021 - Bistum Regensburg , Jubiläum