Neue Synagoge in Regensburg wird am 27. Februar eröffnet

Jüdische Gemeinde mit Zukunft

REGENSBURG (epd/sm) – Das Datum für die Eröffnung der neuen Synagoge in Regensburg am 27. Februar ist bewusst gewählt: Im Februar 1519 zerstörten christliche Regensburger das jüdische Viertel der Stadt. Es war das vorläufige Ende der ältesten und wichtigsten jüdischen Gemeinde in Süddeutschland.

Am 21. Februar 1519 beschloss der Rat der Stadt Regensburg die sofortige Vertreibung der Juden. Bereits wenige Tage später wurden bei eisigen Temperaturen und Schneetreiben mehrere Hundert jüdische Frauen, Männer und Kinder zwangsdeportiert. Kurz darauf – das exakte Datum ist nicht bekannt – wurden das Judenviertel, allem voran die Synagoge am Neupfarrplatz, und der jüdische Friedhof mit 4000 Grabsteinen vor den Toren der Stadt zerstört und Leichen geschändet.

Auch wenn die neue Synagoge in Regensburg noch nicht ganz bezugsfertig ist, am Eröffnungsdatum werde nicht gerüttelt. „Die Wiedereröffnung nimmt sehr genau Bezug auf die Vertreibung der Juden vor 500 Jahren“, sagt Dieter Weber, der Vorsitzende des „Fördervereins Neue Regensburger Synagoge e.V.“.

Auch der neue Standort Am Brixener Hof ist symbolträchtig: Hier stand die Synagoge, die 1912 von den Juden erbaut und 1938 von den Nazis geschändet, in Brand gesteckt und später abgerissen wurde. In Brand gesteckt haben sie Schüler der Ausbildungsstätte des „Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps“. Akribisch wurde das barbarische Treiben dokumentiert: Gegen 1.20 Uhr am 10. November stürzte die Kuppel ein, gegen 2.30 Uhr war die Synagoge ausgebrannt. SS und SA verwüsteten jüdische Geschäfte, die Schikanen nahmen ungehemmt ihren Lauf, der „Schandmarsch“ durch die Straßen begann, bei dem die Juden von Passanten geschlagen, bespuckt oder mit Steinen beworfen wurden.

500 Jahre nach der großen Vertreibung hat die Jüdische Gemeinde eine neue Synagoge. Die Kuppel des Neubaus ist von Weitem sichtbar und signalisiert, dass mitten in der Altstadt ein neues sakrales Gebäude entstanden ist. Weil der Platz auf dem Areal beschränkt ist, hat der Architekt Volker Staab (Berlin) die neue Synagoge über dem alten Gemeindezentrum errichten lassen. Die Gemeinde verfügte in der Zwischenzeit nur über den Altbau mit einem kleinen Gebetsraum. Der wurde 1938 nicht in Brand gesteckt, weil er zu nahe an den anderen Häusern stand. Bis heute wird dieser Betsaal in der Jüdischen Gemeinde liebevoll „Synagoge“ genannt, auch wenn es seit 1938 de facto keine Synagoge mehr in Regensburg gab.

Markant und harmonisch passt sich der neue Kubus in die Altstadtsilhouette. Der Neubau hat große Fensterflächen. Wenngleich schusssicher, zeugen sie vom einladenden Charakter des hellen Klinkergebäudes. Rechts vom Eingang entsteht eine Bibliothek, die öffentlich zugänglich ist. Erst danach kommt die Sicherheitsschleuse, die jeder Besucher passieren muss, wenn er den Gemeindesaal für öffentliche Veranstaltungen betreten möchte. Leider sei Deutschland, sei Bayern weit davon entfernt, ein sicherer Hafen für Juden zu sein, erklärt dies Weber.

Die Synagoge selbst, die das Ensemble überragt, wird von einer frei tragenden Holzdecke überspannt. „Dadurch entsteht ein gedämpftes Licht, das eine besonders meditative Atmosphäre in der Synagoge schafft“, sagt Weber. Zur Eröffnung am 27. Februar werden in einem symbolischen Akt die Thora-Rollen vom alten Gebäude in die neue Synagoge getragen. Die Eröffnung des neuen Jüdischen Gemeindezentrums am 27. Februar ist nicht nur ein historisches Ereignis für Regensburg. Auch die Kontinuität jüdischen Lebens in der Stadt ist dadurch gesichert.

Für Ilse Danziger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, geht damit „ein Traum in Erfüllung“. Was vor 80 Jahren Regensburger Bürger zerstört haben, ist unwiederbringlich dahin. Aber: „Das neue Gemeindezentrum ist ein Haus für die Zukunft“, betont Ilse Danziger. „Willkommen sind alle, die in guter Absicht kommen. Es war uns ein zentrales Anliegen, dass der Bau offen, transparent und freundlich gestaltet ist. Mit dem katholischen Dom und der protestantischen Neupfarrkirche bildet die Neue Synagoge ein Dreieck im Zentrum Regensburgs. Ein schönes Zeichen, das sich auch im gelebten Miteinander der Menschen dieser Stadt widerspiegeln soll.“

Die prominente Gästeliste, da­runter der bayerische Kultusminister Michael Piazolo, hängt laut Weber auch mit der Finanzierung des Gebäudes zusammen. Der Freistaat Bayern hat die Hälfte der Kosten für die Sanierung des Altbaus übernommen, die mit 2,5 Millionen Euro veranschlagt wird. Der Neubau liegt Weber zufolge mit 6,5 Millionen Euro „deutlich über den mit fünf Millionen veranschlagten Kosten“. Er wird mit 3,3 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung durch den Bund gefördert. Aber auch die Regensburger Bürgerschaft engagiert sich für die Synagoge. Der Förderverein sammelt seit sechs Jahren für das Gebäude. Über 900 000 Euro seien seitdem an Spenden zusammengekommen. „Das ist toll“, sagt Weber.