Bischof stellt Preisträger vor

"Premio Ratzinger"

ROM (pdr/sm) – Am vergangenen Samstag hat Papst Franziskus in Rom die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und den Theologen Ludger Schwienhorst-Schöneberger mit dem „Ratzinger-Preis“ ausgezeichnet. Den „Premio Ratzinger“, der auch als „Nobelpreis der Theologie“ bezeichnet wird, verleiht der wissenschaftliche Beirat der Fondazione Vaticana „Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ seit 2011. Bischof Rudolf Voderholzer, der dem Beirat seit 2015 angehört, präsentierte Papst Franziskus die Preisträger.

Weitere Mitglieder des Beirats sind Kardinal Kurt Koch, Kardinal Gianfranco Ravasi, Luis Francisco Ladaria und Angelo Amato. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis wird auf Vorschlag des Beirates und in Absprache mit Papst em. Benedikt XVI. verliehen. Die letztjährige Preisverleihung war der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, sodass die Preisträger des Jahres 2020, der französische Philosoph Jean-Luc Marion (Sorbonne) und die austra­lische Theologin Tracey Rowland (Universität Notre Dame von Austra­lien), ebenfalls in der „Sala Clementina“ anwesend waren. 

Die Preisträger

Bischof Rudolf Voderholzer, der neben seiner Beiratsfunktion in der „Fondazione Ratzinger“ auch Heraus­geber der gesammelten theologischen Schriften von Papst Benedikt XVI. und Gründungsdirektor des 2008 eingerichteten Regensburger Instituts Papst Benedikt XVI. ist, stellte die Preisträger vor: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz wurde 1945 in der Oberpfalz geboren und studierte in München und Heidelberg Philosophie, Politische Wissenschaften und Germanistik. Von 1993 bis 2011 hatte sie an der Technischen Universität Dresden den Lehrstuhl für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaften inne. Seit 2011 ist sie Vorstand des Europäischen Instituts für Philosophie und Religion (EUPHRat) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien. Ihr Name ist besonders verbunden mit Edith Stein und Romano Guardini, deren Gesamtwerk sie mit herausgegeben hat. 

Der 1957 in Nordrhein-Westfalen geborene Ludger Schwienhorst-Schönberger gilt als einer der führenden Experten für die Weisheitsbücher der Bibel und insbesondere für das alttestamentliche „Hohelied“. Er studierte Philosophie, Theologie und Erwachsenenpädagogik in München, Münster und Jerusalem. 1993 wurde er zum Professor für Alttestamentliche Exegese und Hebräische Sprache an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau ernannt. Seit 2007 ist er Professor für Altes Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Unschätzbarer Wert für die Sendung der Kirche

Ehe den Preisträgern die kalligrafische Urkunde überreicht wurde, die ihnen gleichsam zuspricht, entsprechend dem Wahlspruch Papst em. Benedikts XVI. „Collaboratores Veritatis“ (Mitarbeiter der Wahrheit) zu sein, gedachte Papst Franziskus in seiner Ansprache des 70. Jahrestages der Priesterweihe seines Vorgängers. Er betonte, wie spürbar es sei, dass Papst em. Benedikt XVI. „uns im Gebet begleitet und seinen Blick stets auf den Horizont Gottes gerichtet hält“. 

Papst Franziskus unterstrich, dass Papst em. Benedikt XVI. unermüdlich weiterstudiert und -geschrieben habe: Seine Trilogie über Jesus sei während seines Pontifikats entstanden und er habe damit ein einzigartiges persönliches Zeugnis seiner ständigen Suche nach dem Antlitz des Herrn hinterlassen sowie „ein Beispiel für leidenschaftliche Hingabe an Studium, Forschung, schriftliche und mündliche Kommunikation“. Seine kulturellen Forschungen habe Papst Benedikt immer vollständig und harmonisch mit seinem Glauben und seinem Dienst an der Kirche verbunden. 

Im Blick auf die Preisträger anerkannte Franziskus sowohl die ungeheure Dynamik des Erkennens und Schaffens, die dem menschlichen Geist innewohne, als auch die Anstrengung, die damit verbunden sei: „Aber die Früchte der Forschung und der Kunst reifen nicht zufällig und ohne Anstrengung heran. Die Anerkennung gilt daher gleichzeitig der langen und geduldigen Anstrengung, die sie benötigen, um zur Reife zu gelangen“. Die Arbeit der Preisträger, so Franziskus, bereichere das menschliche Erbe und habe einen unschätzbaren Wert auf vielen Ebenen, so für die Sendung der Kirche.

Ludger Schwienhorst-Schöneber­ger unterstrich in seiner Tischrede beim abendlichen Festessen im Palazzo Cardinal Cesi, dass er der Theologie von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. wertvolle Anregungen für seine Arbeit als Exeget verdanke. Dazu gehöre auch, „dass wir bei historischen Fragestellungen allein nicht stehen bleiben dürfen“, so der an der Universität Wien lehrende Theologieprofessor. Der Ratzinger-Preis sei ihm Ermutigung und Verpflichtung zugleich, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Überragende Bedeutung

Der abendliche Festakt im Palazzo Cardinal Cesi wurde von den jungen deutschen Tenören Maximilian Daum und Jonas Würmeling, einem Enkel von Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, ergreifend schön gesanglich gestaltet. Die an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz lehrende Philosophin betonte in ihrer Ansprache die Prägung durch eine Kindheit voll katholischer Kultur; später habe sie durch die Philosophie zu einer Identität, Stabilität und Freude am Denken gefunden, die sie bis heute begleite. Gerl-Falkovitz sprach von der überragenden Bedeutung der Theologie Joseph Ratzingers für das 20. Jahrhundert und zeigte sich ergriffen über die nachmittägliche persönliche Begegnung der Preisträger mit Papst em. Benedikt XVI. Dieser habe sie unter anderem durch eine Reihe einfacher, aber unglaublich packender Sätze begeistert; als exemplarisch und für sie zentral zitierte die Philosophin: „Es gehört zur Größe der Gnade, dass sie unsere Mitwirkung wünscht.“

17.11.2021 - Bistum Regensburg