Vergebungsbitte von Bischof Rudolf Voderholzer bei Festakt

Neue Synagoge in Regensburg eröffnet

REGENSBURG (pdr/kna) – Regensburg hat eine neue Synagoge. Der Neubau im Zentrum der Stadt ist am 27. Februar feierlich eröffnet worden. Zu Beginn des Festaktes trugen die Rabbiner in einer Zeremonie die drei Thorarollen aus dem bisherigen Gebetsraum in die neue Synagoge.

Zahlreiche Ehrengäste waren auf Einladung der Jüdischen Gemeinde gekommen, um den historischen Akt mitzufeiern. Neben dem Hausherren, Rabbiner Josef Chaim Bloch, sprachen die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Ilse Danziger, Kultusminister Michael Piazolo und Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Grußworte kamen von Diözesanbischof Rudolf Voderholzer, dem evangelischen Regionalbischof Hans-Martin Weiss und Dieter Weber, dem Vorsitzenden des Fördervereins neue Regensburger ­Synagoge. Die Festansprache hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. „Die Jüdische Gemeinde Regensburg hat ihr Herzstück wieder“, sagte er. Sowohl die Jüdische Gemeinde als auch die Stadt, der Freistaat und der Bund setzten „ein deutliches Zeichen – ein Zeichen für Zusammenhalt, für Vielfalt und für Toleranz“.

Die Eröffnung fand rund 80 Jahre nach der Reichspogromnacht statt. 1938 wurde die damalige ­Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört. Auf dem gleichen Grundstück, im Herzen der Regensburger Altstadt, errichtete die Jüdische Gemeinde den neuen Bau. An das neue Gemeindehaus mit Gebetsraum schließt sich das alte Gemeindehaus aus dem Jahr 1912 an, das von der Zerstörung in der NS-Zeit verschont geblieben war. 500 Jahre zuvor, im Jahr 1519, wurden die Juden aus Regensburg vertrieben und die damalige Synagoge, der jüdische Friedhof und das Getto zerstört. Die Jüdische Gemeinde Regensburg ist eine der ältesten in Bayern und zählt rund 950 Mitglieder.

In seinem Grußwort nahm Bischof Rudolf Voderholzer die Eröffnung der Synagoge zum Anlass, nicht nur den Allmächtigen, sondern auch die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde als die entfernten Nachkommen derer, die seinerzeit ihres Zuhauses und ihres Heiligtums beraubt wurden, um Vergebung zu bitten für das Leid, das ihnen von Menschen angetan wurde, die unter dem Anspruch des biblischen Liebesgebotes und der Bergpredigt gestanden hatten. 

Gemeinsame Wurzel
des Glaubens

„Es schmerzt uns, dass sich die Vertreter der Kirche 1519 nicht nur nicht schützend vor die jüdischen Mitbürger gestellt, sondern einige sogar noch Profit aus ihrer Ausweisung gezogen haben; und dass die Christen 1938 in der überwiegenden Mehrheit nicht den Mut aufbrachten, sich öffentlich mit den jüdischen Mitbürgern zu solidarisieren“, sagte der Bischof. Und weiter: „Wir gehören zusammen, nicht nur in einer zivilen Solidarität als Mitbürgerinnen und Mitbürger der Stadt, sondern vor allem durch die Wurzel des Glaubens. Deswegen kann und darf uns nichts trennen, gerade wenn geschichtsvergessene Kräfte und Bewegungen andeutend oder offen antisemitische Klischees bedienen. Lassen Sie es mich deutlich sagen: Das europäische Abendland steht auf jüdisch-christlichem Boden, und wer heute die einen gegen die anderen auszuspielen versucht, verkennt unsere gemeinsame Heimat und stärkt nur unsere Solidarität untereinander.“

Die nun errichtete Synagoge nach Plänen des Berliner Architekturbüros Volker Staab bietet Platz für 160 Gläubige, der angrenzende Gemeindesaal für 200 Personen. Einschließlich der Sanierung des historischen Gemeindehauses entstanden Kosten in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Vom Bund kamen 3,3 Millionen, von der Stadt Regensburg 2 Millionen Euro Zuschuss. Der Rest wurde durch Eigenmittel der Jüdischen Gemeinde und Spenden aufgebracht, darunter auch von den christlichen Kirchen. Die Diözese Regensburg unterstützte den Bau der neuen ­Synagoge mit 50 000 Euro. Für die Bereitstellung eines liturgischen Gegenstandes beteiligte sich die Diözese mit weiteren 10 000 Euro. Der Betrag wurde für die Anschaffung einer Menora, dem siebenarmigen Leuchter (bzw. Chanukka-Leuchter, neunarmig) eingesetzt.