IPAs sind Schuld

Einzige Trappistenbrauerei der USA schließt

Die einzige authentische Trappistenbrauerei der USA in Spencer/Massachusetts muss schließen. Schuld sei die immer stärkere Verbreitung von hopfenbetonten India Pale Ales (IPA) mit Zitrusaromen auf dem US-Biermarkt, berichtet das Jesuiten-Magazin "America". Die erst 2014 eröffnete Brauerei der St. Joseph's Abbey eine Stunde westlich von Boston in der namensgebenden Stadt Spencer sei unrentabel, weil ihre komplexen und trockenen Biere im belgischen Stil nicht mit den hopfigen IPAs konkurrieren konnten.

"Es ist keine gute Zeit für Klosterbiere im belgischen Stil", wird der Herausgeber der Zeitschrift "All About Beer", Andy Crouch, zitiert. Von den 9.500 Brauereien in den USA setzten nur eine Handvoll auf Biere im belgischen Stil. "Spencer kam zur falschen Zeit." Die 45 Mönche stimmten laut Bericht zu Jahresbeginn dafür, den Betrieb einzustellen. Das letzte Fass sei bereits gebraut. Eine Versteigerung der Ausrüstung soll noch vor Ende Juni stattfinden.

Die Trappisten, die "Zisterzienser der Strengeren Observanz", gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Seit 1892 bilden sie einen eigenständigen Orden. Ihre Anfänge im französischen La Trappe liegen bereits im 17. Jahrhundert. Die Einkommensquellen der 169 Trappistenklöster der Welt sind unterschiedlich. Sie stellen Kaffee, Marmelade, Käse, Brot oder Kleidung her. Eine neue Idee der New Melleray Abbey in Iowa sind Särge, "Trappist Caskets".

Die Abtei in Spencer pachtet Land für Sonnenkollektoren und erwägt den Bau natürlicher Friedhöfe, auf denen sich Leichen ohne Metallsärge oder Einbalsamierungsflüssigkeiten organisch zersetzen. Die Abtei wurde 1950 von einer Gemeinschaft gegründet, die ursprünglich nach der Französischen Revolution aus Europa geflohen war und in Kanada und dann in Rhode Island Zuflucht fand.

Trotz der Schließung werten die Mönche das Bierbrauabenteuer als spirituellen Sieg. "Die Tatsache, dass wir in diese neue Branche eingestiegen sind, ist ein Zeichen für eine gesunde, engagierte Gemeinschaft", sagte der Interimsleiter der Brauerei, Pater William Dingwall, zu "America". Dass man sich nicht aggressiven Marketing-Modellen oder externen Gastronomen verschrieben habe, definiere sie als Männer des Gebets, nicht des Profits. Ihre Daseinsberechtigung und ihre Identität habe sich nicht geändert.

Weltweit gibt es künftig nur noch zehn sogenannte authentische Trappistenbiere: fünf davon aus Belgien (Westvleteren, Westmalle, Chimay, Rochefort und Orval), zwei aus den Niederlanden (Koningshoeven, Zundert), eines aus Österreich (Engelszell), eins aus Italien (Tre Fontane) und seit 2018 eines aus England (St. Bernhard, Leicestershire).

Für das entsprechende Siegel der Internationalen Trappistenvereinigung "Authentic Trappist Product" (ATP) müssen die obergärigen Biere innerhalb der Abtei und unter Verantwortung des Ordens gebraut werden. Drei weitere werden als "nicht ATP" gelistet: Achel in Belgien, Cardena in Spanien und Mont-des-Cats in Godewaersvelde, Frankreich; letzteres wird tatsächlich in der belgischen Abtei Scourmont bei Chimay hergestellt.

Der Alkoholgehalt von Trappistenbieren liegt zwischen 6 und 12 Prozent. Sie werden zwar nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot, aber doch ausschließlich aus natürlichen Rohmaterialien hergestellt: Quellwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Zucker und Hefe. In der Flasche findet eine zweite Gärung statt.

KNA

25.05.2022 - Bier , Orden , USA