"Womöglich dezenter"

Forscherin: Corona könnte Brautkleidmode verändern

Die Corona-Krise könnte sich einer Expertin zufolge auch auf Brautkleider auswirken. "Viele Feste dürften in nächster Zeit in einem kleineren Rahmen als geplant stattfinden. Womöglich passt sich die Brautmode dem an und die Kleider werden dezenter", sagt die Volkskundlerin Ina Hagen-Jeske (38). Die Ethnologin von der Universität Augsburg erforscht das Brautkleid zurzeit - mit dem Fokus auf den ritualisierten Umgang damit.

Laut Hagen-Jeske ist vieles rund um das weiße Brautkleid noch unklar, etwa seine Herkunft. "Vermutlich kam es erst im 19. Jahrhundert auf, unter Adeligen. Nur sie konnten es sich leisten, empfindlichen hellen Stoff anzuziehen." Als Statussymbol habe das weiße Kleid wohl auch der Abgrenzung zum einfachen Volk gedient, denn die wertvollen Stoffe seien sehr pflegeintensiv gewesen und hätten schnell schmutzig werden können. "Auch im übertragenen Sinne stand Weiß für Rein-, also für Unberührtheit", erklärt die Wissenschaftlerin. "Zuvor trugen Bräute lange einfach ihr Festtagskleid - kein eigens für den Tag gemachtes."

Trauungen hätten daher noch bis ins 20. Jahrhundert oft in Schwarz oder Dunkelblau stattgefunden. Dunkle Stoffe seien eben pflegeleichter und länger nutzbar gewesen. Das weiße Brautkleid habe sich dann erst nach dem Zweiten Weltkrieg flächendeckend durchgesetzt - "mit dem steigenden Wohlstand". Heute sei es nahezu weltweit verbreitet.

Zum geografischen Ursprung des weißen Brautkleides sagt Hagen-Jeske: "Die Geschichtsschreibung der Mode ist sehr europazentriert. Ich kann noch nicht ausschließen, dass es auch außerhalb Europas helle Hochzeitskleidung gibt oder gab." Dies bedürfe weiterer Nachforschung. "Als stilbildend gilt allerdings schon, dass die englische Queen Victoria und Österreichs Kaiserin Sisi als Bräute helle Kleider getragen haben."

KNA