Vorbild für Zivilcourage

Sondermarke ehrt Lübecker Märtyrer

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat am Dienstag in Lübeck zusammen mit Hamburgs Erzbischof Stefan Heße und der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs die Sondermarke der Post zu Ehren der vier "Lübecker Märtyrer" vorgestellt. Anlass für die Herausgabe der 70-Cent-Marke ist der 75. Jahrestag der Hinrichtung der vier christlichen Geistlichen durch die Nationalsozialisten. Erstausgabetag der Briefmarke ist am 11. Oktober 2018. 

Die drei katholischen Kapläne Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller sowie der evangelisch-lutherische Pastor Karl Friedrich Stellbrink hatten während der NS-Zeit in Lübeck gewirkt. In Predigten und persönlichen Zeugnissen protestierten sie gegen die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und wurden deswegen am 10. November 1943 hingerichtet. Die drei katholischen Kapläne wurden am 25. Juni 2011 in Lübeck seliggesprochen, der Pastor erhielt dabei ein ehrendes Gedenken. In der Lübecker Propsteikirche wurde eine Gedenkstätte eingerichtet. 

In seiner Festrede sagte Günter, es sei "richtig und wichtig, die Lübecker Märtyrer bundesweit mit einer Briefmarke zu ehren". Die vier Geistlichen hätten in der NS-Zeit "Zivilcourage gezeigt und gegen die menschenverachtenden Methoden im Dritten Reich aufbegehrt", sagte Günter laut Redemanuskript im Lübecker Rathaus. 

Erzbischof Heße dankte den Männern und Frauen, die die Erinnerung an die Märtyrer über die Jahrzehnte erhalten hätten. Ohne sie wären die vier vermutlich "nicht mehr als eine Notiz in den Kirchen- und Geschichtsbüchern".
Sie hätten das Zeugnis weitergegeben, so dass evangelische und katholische Kirche heute zur Gedenkkultur des Landes Schleswig-Holstein beitragen könnten. 

Fehrs verwies auf das Vorbild der vier Geistlichen für die heutige Gesellschaft. Sie hätten gegen Krieg und NS-Diktatur "Klartext" geredet und sich so gewaltfrei gegen die Stützpfeiler des damaligen Systems gewandt: die Lüge und das Schweigen. "Klartext reden gegen Menschenverachtung und Rechtsextremismus - das können wir von den vieren lernen", so die Bischöfin laut vorab verbreitetem Manuskript. 

Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium Bettina Hagedorn (SPD) sagte, das öffentliche Auftreten bestimmter Gruppen, die ihren Anhänger neue Feindbilder von islamische oder jüdischen Gläubigen einimpfen wollten, müsse Mahnung für alle sein, sich mit Klarheit zu Demokratie, Rechtsstaat und den Grundwerten unserer Verfassung zu bekennen. 

KNA

05.10.2018 - Deutschland , Historisches