Die ganze Welt redet vom Klimaschutz, von den Gefahren des CO2-Anstiegs und von Maßnahmen, auf erneuerbare Energie umzusteigen. Die Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg belässt es nicht beim Nachdenken. Durch verschiedene Maßnahmen haben die Mönche eine erfreuliche Energiebilanz erreicht.
Am Anfang des komplizierten Projekts stand eine einfache Frage: „Wie gehen wir so mit unserer Umwelt um, dass auch in 500 Jahren noch Benediktiner hier in Münsterschwarzach leben können?“ Diese Frage, erzählt Pater Christoph Gerhard, führte schnell zu einer ersten Erkenntnis: „Erdöl ist endlich. Und wir Benediktiner können ja unseren Brüdern der Zukunft nicht einfach das Erdöl klauen, indem wir es verbrennen.“
Also starteten die Benediktiner im Jahr 2001 ihr Ökoprojekt. Sie wollten ihr Kloster auf erneuerbare Energien umstellen. In zehn Jahren wollten sie energetisch autark sein und eine ausgeglichene CO2-Bilanz haben. Der damalige Abt Fidelis Ruppert holte seinen alten Schulfreund, den Öko-Pionier Franz Alt, für einen Vortrag ins Kloster, um für das Vorhaben zu werben. Alt, erinnert sich Pater Christoph, schaffte es, viele Brüder zu begeistern. Der Konvent stellte sich mit einem Grundsatzbeschluss hinter das Projekt.
Kritik der Mitbrüder half
Wer mit dem Wirtschaftschef des Klosters über das Ökoprojekt spricht, der lernt, was eine Energiewende braucht, um erfolgreich zu sein: einen Plan, den Willen zum Durchhalten – und die Kunst, Kritiker einzubinden. Heute gilt der Umbau der Abtei als Vorzeigemodell. Alle Ziele sind längst übertroffen, die Benediktiner haben seit Jahren sogar eine negative CO2-Bilanz: Sie produzieren mehr Energie, als sie verbrauchen. „Diese Bilanz bedeutet uns viel“, sagt Pater Christoph.
Auf dem Weg dahin aber mussten er und seine Mitstreiter viele Widerstände überwinden. Es habe, berichtet er, eine Gruppe von Brüdern gegeben, die grundsätzlich gegen das Projekt waren. Sie stellten Fragen und wiesen auf Schwächen in der Planung hin. „Ich bin dieser Frak-tion dankbar“, sagt Pater Christoph. „Weil sie uns immer lebendig gehalten hat.“ Er gibt zu: „Das war nicht immer angenehm.“ Aber er betont auch: „Es hat uns sehr weitergebracht, uns mit ihren Argumenten zu beschäftigen.“
So wollten die Kritiker wissen: Wenn wir künftig mit Holz heizen, wird dadurch dann nicht der Steigerwald zu arg abgeholzt? Pater Christoph hat diesen Einwand geprüft und herausgefunden: Es gibt kein Problem. Im Steigerwald, rund um die Abtei, bleibt immer noch genug Holz liegen. Das Kloster verbraucht nur einen winzigen Teil.
Energieproduzent neuester Art
Im Lauf der Jahre verwandelten die rund 80 Mönche, die in Münsterschwarzach leben, ihr Kloster immer weiter – von einem Energieverbraucher alter Schule zu einem Energieproduzenten neuester Art. Sie bauten sich mehrere Photovoltaik-Anlagen auf die Dächer der Klostergebäude, modernisierten ihr Wasserkraftwerk und bauten eine Biogasanlage, die Strom und Wärme liefert. Die Holz-energiezentrale läuft mit Hackschnitzeln und erzeugt den größten Teil der Heizenergie.
Jedes einzelne Projekt war für Pater Christoph spannend – denn jedes Mal musste der Konvent darüber zu einem Zeitpunkt abstimmen, als noch offen war, ob die Abtei die beantragten Fördermittel der öffentlichen Hand bekommen würde. Der Wirtschaftschef sagt, er rechne es seinen Brüdern hoch an, dass sie trotz dieser Unsicherheit am Ende immer für die Neuerungen votiert haben.