Sie sind grün, leben im Wasser und sind genügsam – und in Zukunft könnten sie das Klima positiv beeinflussen: Algen. Aus ihnen könnte Flugbenzin gewonnen werden, wodurch mehr Kohlendioxid verbraucht als erzeugt wird. Das könnte der Erwärmung der Erde Einhalt gebieten. Oder aus den Algen werden Karbonfasern gewonnen, die als neuartiger Baustoff zum Einsatz kommen – leichter als Aluminium und genauso stark wie Stahl.
Projekte wie diese gehören zum Forschungsbereich von Professor Thomas Brück, Jahrgang 1972 und seit 2018 Inhaber des Werner-Siemens-Lehrstuhls für Synthetische Biotechnologie an der Technischen Universität München. Brück sieht das vielgescholtene Kohlendioxid weniger als Klimakiller und mehr als Rohstoff der Zukunft. Kürzlich stellte Brück seine Arbeit im Rahmen der Vortragsreihe „Wissenschaft für jedermann“ am Deutschen Museum in München vor.
Kohlendioxid – CO2 – ist ein farbloses Gas, nicht brennbar, geruchlos und an sich ungiftig. Es ist neben Stickstoff, Sauerstoff und den sogenannten Edelgasen ein natürlicher Bestandteil der Luft – und wird von Wissenschaftlern als eine Hauptursache für den Treibhauseffekt angesehen. Denn durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl oder Erdgas in der Industrie oder beim Heizen setzt der Mensch immer mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre frei.
Das Gas absorbiert einen Teil der von der Erde in das Weltall abgegebenen Wärme und strahlt diese zurück. So heizt sich das Klima wie unter einer Käseglocke immer mehr auf – mit all den besorgniserregenden Folgen: dem weltweiten Anstieg der Durchschnittstemperaturen, der zum Abschmelzen der Gletscher und der Polkappen führt, wodurch der Meerspiegel ansteigt. Küstengebiete werden so langfristig unbewohnbar, Inseln versinken im Meer.
CO2-Ausstoß verringern
Wissenschaftler haben berechnet, dass künftig an die zehn bis 20 Milliarden Tonnen CO2 jährlich aus der Atmosphäre verschwinden müssten, um das Klima zu retten. Politisch wird versucht, den CO2-Ausstoß durch weltweite Vereinbarungen zu reduzieren. Technisch gesehen gibt es dazu eine Reihe von Verfahren.
Geschehen könnte dies zum Beispiel durch das Anpflanzen von Bäumen, denn diese können das Gas aufnehmen und verarbeiten. Allerdings müsste es dabei um sehr viel Holz gehen, nämlich um rund acht Millionen Quadratkilometer neuen Wald. Man könnte auch Biomasse anbauen, Mais zum Beispiel, doch dabei wird lange nicht soviel Gas gespeichert wie in Bäumen.
Eine technische Möglichkeit bieten CO2-Saugmaschinen, wie sie eine Schweizer Firma entwickelt hat. Dabei saugen riesige Ventilatoren die Luft in unmittelbarer Umgebung eines Kraftwerks an und filtern das Treibhausgas heraus. Das ist freilich sehr teuer und aufwendig – und die Sauger verbrauchen selbst sehr viel Energie.
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, das Gas im Boden zu speichern, so dass es nicht in die Atmosphäre gelangt. Doch auch dieses Verfahren ist sehr teuer. Zudem ist umstritten, ob die unterirdische Speicherung von CO2 überhaupt langfristig funktionieren würde.