Womit Päpste zu den Menschen fahren

Erhöht und hinter Panzerglas

Das Auto ist einer der wichtigsten Motoren der deutschen Wirtschaft. Das haben die Diskussionen um staatliche Hilfen für Unternehmen zuletzt wieder deutlich gemacht. Auf deutsche Wertarbeit auf vier Rädern vertraut seit den 1930er-Jahren auch der Papst. Zum Fuhrpark Johannes Pauls II. gehörte aber auch ein Papamobil aus dem „Ostblock“.

Das Fahrzeug mit dem Kennzeichen SCV-1 („Status Civitatis Vaticanae“) sah im Lauf der letzten rund 90 Jahre immer wieder anders aus.  Wenn Modelle ausgetauscht oder weiterentwickelt wurden, ging es in erster Linie um den Komfort des prominenten Fahrgasts. Aber auch die Anforderungen an die Sicherheit wuchsen.

Die ersten „Papamobile“ wurden unter Papst Johannes Paul II. (1978 bis 2005) Teil des päpstlichen Fuhrparks. In weißen Karossen mit einem erhöhten Platz im Fond suchte er die größtmögliche Nähe zu jubelnden Menschenmengen und den Teilnehmern von Audienzen und Gottesdiensten. Seine Vorgänger besaßen seit Pius XI. (1922 bis 1939) eher dunkle Staatskarossen. Für öffentliche Auftritte nutzten sie meist noch einen tragbaren Sessel.

1930 begann der deutsche Autobauer Mercedes-Benz, Beziehungen zum Vatikan zu knüpfen. Damals erhielt Pius XI. aus Stuttgart eine Limousine des Typs Nürburg 460 geschenkt. Der sogenannte „Rom-Wagen“ wartete mit mehr als 4,5 Litern Hubraum und 80 PS auf.

Ein Mercedes-Benz-Modell der Baureihe W189 wurde Anfang der 1960er-Jahre für den Papst umgebaut. Durch einen verlängerten Radstand und einen Aufbau – festes Dach über den Vordersitzen und ein Verdeck über dem Fond – hatte der päpstliche Nobelschlitten nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem Stuttgarter Flaggschiff. Stabile Griffe an der Zwischenwand gaben dem Heiligen Vater Halt, wenn er stehend den Segen erteilte.

Auto für den Landsmann

Neben dem Hause Daimler-Benz war es der polnische Lastkraftwagen-Hersteller Star, der im Jahr 1979 ein Auto für seinen prominenten Landsmann produzierte. Das Gefährt blieb das einzige Papamobil aus dem einstigen Ostblock.

Ab 1980, zwei Jahre nach Amtsantritt von Karol Wojtyła, galten für die Fahrzeuge neue Richtlinien. Im Wesentlichen sollte der Papst für die Gläubigen gut zu sehen sein. So saß oder stand Johannes Paul II. erhöht und das Wagen-innere war hell beleuchtet. 

Für Mercedes-Benz war es ein Leichtes, einen G 280er aus der Geländewagen-Reihe mit Sonderaufbau zu fertigen. Das Auto konnte dank des Allradantriebs und seines besonderen Fahrwerks auch abseits befestigter Straßen gefahren werden – und konstant langsam. Nach dem Anschlag auf den Papst Mitte Mai 1981 wurde die Konstruktion mit Panzerglas gesichert.

Mit einem nur einmal genutzten Unikat steht die Auslandsreise des polnischen Papstes 1982 nach Spanien in Verbindung. In einem auf dem kleinen Seat Panda basierenden Papamobil wurde Johannes Paul II. ins Camp Nou gefahren, das Fußballstadion in Barcelona. 

Drei Jahre später lieferte Mercedes-Benz einen langen 500 SEL in Sonderschutzausführung in den Vatikan. Der Wagen brachte ein Gesamtgewicht von über drei Tonnen auf die Waage. Noch schwerer war das neue Papamobil, das 2012 Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche in Rom übergab: Das Vehikel für Benedikt XVI. mit rund fünf Tonnen Gewicht zeichnete sich neben einer erweiterten Bewegungsfreiheit für den Insassen durch einen beweglichen Thron und eine ausfahrbare Treppe aus. 

Das jüngste Gefährt von Papst Franziskus wurde Ende des letzten Jahres vom rumänischen Konzern Dacia vorgestellt. Mit einer verstärkten Karosserie kann das allradgetriebene Fahrzeug auf Basis eines Renault-Modells auch für Reisen außerhalb des Vatikans verwendet werden. 

Andreas Raffeiner

19.06.2020 - Papst , Technik , Vatikan