Viel weiß man nicht über ihn. Doch an Belgiens Küste ist er ein bekannter Volksheiliger: Sint (Sankt) Idesbald, der Flame, Patron der Seefahrer und Schiffer. Gläubige schätzen seine Fürsprache bei Rheumaleiden und Fieberschüben. Am Gedenktag, dem 18. April, besuchen Pilger sein Grab in der Brügger Wallfahrtskirche Onze-Lieve-Vrouw ter Potterie.
Seine dort bis heute verehrten Reliquen sind allerdings – wie unlängst wissenschaftlich nachgewiesen – 300 Jahre jünger als gedacht. Auch Idesbalds Lebensgeschichte hat die Wissenschaft inzwischen verworfen. So gilt der Glaubensapostel Idesbaldus nicht mehr als Sohn eines Adligen aus edlem Geschlecht – ein Ruf, der im Mittelalter von Nutzen war.
Auch die Behauptung, er habe als Kanoniker in der belgischen Stadt Veurne seelsorgerische Erfahrung gesammelt, weckt Zweifel. Als sicher gilt eigentlich nur, dass er Mitte des zwölften Jahrhunderts in einem mitten in den Dünen gelegenen Zisterzienserkloster unweit der belgischen Nordseeküste Aufnahme fand. Fünf Jahre später wählten ihn die Mönche des Klosters im heutigen Koksijde zu ihrem Abt.
Mit politischem Einfluss
Schon Anfang des Jahrhunderts hatte sich ein Benediktiner namens Ligerius mitten in den Dünen mit ein paar Gleichgesinnten niedergelassen und eine kleine Kapelle aus Holz gebaut. Bald darauf schlossen sich die frommen Männer den Zisterziensern an, einem damals schnell wachsenden Orden, der auch politisch immer mehr Einfluß gewann.
Die Mönche des Klosters Ten Duinen machten die ihnen überlassenen Polder- und Dünengebieten landwirtschaftlich nutzbar und legten so den Grundstock für den Aufschwung der Region. Anteil daran hatte vor allem Idesbald, der dritte Abt. Nach seinem Tod im Jahr 1167 wurde er in einem Bleisarg beerdigt. Vermutlich deshalb fand man Idesbald bei seiner Umbettung Ende der 1230er Jahre zum Erstaunen aller in unverwestem Zustand. Seiner Popularität gab das neuen Schub.
Zeitweise waren im Kloster mehrere Hundert Priestermönche und Laienbrüder zu Hause. Zu ihrem Besitz zählten Landgüter in Frankreich und den Niederlanden. Den Niedergang der Abtei aber vermochten die Klosterbrüder auf Dauer nicht aufzuhalten. Immer wieder brachten Sturmfluten die von ihnen angelegten Deiche zum Einsturz, so dass die Nordseewellen manchmal bis ins Kloster schwappten.