Ausflugs- und Pilgerziel Kornelimünster

Kurzurlaub, Kunst und Wallfahrt

KORNELIMÜNSTER – Für die Aachener ist es wie ein Kurz­urlaub vor der Haustür, für auswärtige Besucher und Touristen ein echtes Kleinod: Idyllisch im Tal der Inde gelegen, ist Kornelimünster der malerischste Stadtteil Aachens und durch die jährliche Korneli-Oktav um den 16. September ein wichtiger Ort der Heiligenverehrung.

Der Ortskern mit der Propstei­kirche St. Kornelius und den alten Bürgerhäusern, dem ehemaligen Kloster und heutigen Museum bietet ein hervorragendes Ambiente zum Bummeln. Bedeutende Kunstschätze, der „Historische Jahrmarkt“ im Juni und die jährliche Korneli-­Oktav sind ebenfalls gute Gründe für einen Besuch.

Nach Aussage des Bonner Landeskonservators besitzt Kornelimünster eines der historisch bedeutendsten Ortsbilder des Rheinlandes. Denn von den Weltkriegen blieb es weitestgehend verschont. So prägen verschieferte Fachwerkhäuser und Wohlstand vermittelnde Bruchstein­häuser des 17. und 18. Jahrhunderts am Korneliusmarkt und Benediktusplatz den Ort. Der historische Kern aus dem Mittelalter ist beinahe vollständig erhalten geblieben. Nirgendwo ist die Geschichte der Profanarchitektur im Aachener Raum so sichtbar wie in Kornelimünster. Viele dieser Häuser stehen unter Denkmalschutz.

Das Wallfahrtsgeschehen in Kornelimünster prägen zwei feste Daten: die Wallfahrt zu den drei Heiligtümern, die im siebenjährigen Rhythmus analog zur Aachener Heiligtumsfahrt stattfindet, und die jährliche Korneli-Oktav um den 16. September, dem Gedenktag des heiligen Kornelius. 

Benedikt von Aniane gründete das Benediktinerkloster in Inda, wie das heutige Kornelimünster einst genannt wurde. Von Ludwig dem Frommen, einem Sohn Karls des Großen, bekam er drei  Heiligtümer, allesamt Christusreliquien, geschenkt: das Schürztuch, das sich Jesus umgebunden haben soll, als er beim letzten Abendmahl den Jüngern die Füße wusch, das Grabtuch, das der Überlieferung nach bei der Grablegung Christi benutzt wurde, sowie das Schweißtuch, das nach jüdischem Brauch den Kopf des Leichnams Jesu umhüllt haben soll.

Im Zentrum der Festwoche steht die um 1360 entstandene Kornelius­büste, in der die Schädeldecke des heiligen Kornelius aufbewahrt wird. Weitere bedeutende Reliquien sind das Trinkhorn des heiligen ­Kornelius und die Reliquie des heiligen Cyprian, der ebenso am 16. September verehrt wird.

Kornelius, der 251 zum Papst gewählt wurde, ist dafür bekannt, dass er Christen, die aufgrund der Christenverfolgungen vom Glauben abgefallen waren, milde gegen­überstand. 253 starb er in der Verbannung – ob als Märtyrer oder eines natürlichen Todes, ist unklar. Einer Legende nach soll er eine seit fünf Jahren gelähmte Frau geheilt haben. Lange Zeit war er der wichtigste Heilige bei krampfartigen Leiden, Krankheiten des Kopfes und Epilepsie, die  man deshalb auch „Korneliuskrankheit“ nannte.

Da er wegen seines Namens, in dem das lateinische Wort cornu, Horn, steckt, auch als Schutz­patron bei Viehkrankheiten steht, gilt eine regelmäßige Pilgerfahrt nach Kornelimünster laut ­Propst­ Ewald Vienken auch als mittelalterliche Versicherung gegen Rinderwahn. Kornelius’ Trinkhorn ist im Wappen von Kornelimünster zu finden. 

Einem anderen Brauch nach werden zur Oktav stets kleine ungesalzene Korneliusbrötchen verteilt. Sie sind eigentlich nicht für den Verzehr gedacht, sondern sollen dem Empfänger symbolisch versichern, dass er bei ihrer Aufbewahrung niemals Hunger leiden wird. 

Den Weizen dazu brachten die Pilger als Opfer mit. „Früher wurden die Pilger gewogen und mussten die ihrem Gewicht entsprechende Menge Korn oder das entsprechende Geld zur Bereitung dieser Brötchen spenden. So wurden gut genährte Reiche solidarisch mehr zur Kasse gebeten als arme Hungerleider“, erklärt Vienken den historischen Hintergrund. 

An den neun Wallfahrtstagen wird im Indestädtchen unter dem Motto „Gebt ihr ihnen zu essen“ einiges geboten. Neben Pilgermessen, Krankengottesdiensten und täglichen Möglichkeiten zum Gebet vor den Reliquien in der Kornelius­kapelle gibt es Kirchenführungen, Feierabend-Gottesdienste sowie ­spezielle Angebote für Kinder und ältere Menschen. Außerdem warten auf die Pilger Konzerte und kulturelle Veranstaltungen. 

Nina Krüsmann/red

Information:

Die Oktav beginnt am Sonntag, 9. September, um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst. Am Sonntag, 16. September, steht um 11 Uhr nochmals ein Festgottesdienst auf dem Programm. Um 17 Uhr beendet eine feierliche Schlussandacht samt Reliquienprozession unter musikalischer Mitwirkung der Kantorei und der Korneliusbläser die Oktav.