3000 Kirchen und Kapellen sorgen in Slowenien für eine hohe Dichte an Gotteshäusern. Das kleine Land ist nur etwa so groß wie Sachsen-Anhalt. Wer auf die Reise zwischen Bergen und Adria geht, erlebt eine faszinierende Abfolge an sakralen Höhepunkten. Der wichtigste liegt zwischen der Hauptstadt Ljubljana und der Gebirgskette der Karawanken: das Nationalheiligtum in Brezje.
Der Nordwesten des kleinen Balkanstaats mit seinen zwei Millionen Einwohnern ist unscheinbar: Wiesen, Felder, Hügelland – kleine Dorfstraßen – einfache Wohnhäuser. Kaum jemand würde sich nach Brezje (Pirkendorf in der Oberkrain) verirren, wäre da nicht die Basilika Maria Hilf – doch auch die macht zunächst einen bescheidenen Eindruck. Turm und Baukörper bewegen sich auf den ersten Blick in Dimensionen des Mittelmaßes.
Ströme von Pilgern
Dass dies ein außergewöhnlicher Ort ist, zeigt der Blick auf die Großparkplätze und die Ströme von Pilgern, die es seit dem 19. Jahrhundert zum Gnadenbild Maria Hilf zieht. Die Slowenen sind sehr religiös und bekennen sich mehrheitlich zur katholischen Kirche. Schätzungen beziffern den Anteil der Katholiken auf bis zu 80 Prozent.
Ein Blick in die Geschichte von Brezje verrät, dass im Jahre 1800 auf Initiative des Pfarrers Urban Ažbe an die dem heiligen Vitus geweihte Ortskirche eine kleine Kapelle zu Ehren von Maria Hilf angebaut wird. 1814 malt der slowenische Künstler Leopold Layer das Gnadenbild Maria Hilf, angelehnt an ein Motiv aus Innsbruck.
Bald machen Geschichten von wundersamen Heilungen die Runde, die sich auf Fürsprache der Gottesmutter ereignet haben sollen. Der Ruf von Brezje steigt – und damit der Zulauf der Wallfahrer. Die Kirche wird zu klein für den Andrang. Im Jahre 1900, zwei Jahre nach Fertigstellung eines großen Franziskanerklosters, kommt es zur Weihe des erweiterten Kirchenbaus.
Blutreliquie von Papst Johannes Paul II.
Papst Johannes Paul II. setzt weitere Impulse. 1988 erhebt er das Heiligtum in den Rang einer „Basilica minor“. Am 17. Mai 1996 trifft er persönlich hier ein. Heute pflegt man – mit dem Blick auf den Altarraum gerichtet: links in einer Kapelle – ein besonderes Gedenken an den Heiligen Vater aus Polen: eine Blutreliquie und einen Rosenkranz von ihm, unter einem Christuskreuz schwer gesichert in einem Glasoval.
Das Hauptretabel und die Buntglasfenster lenken zunächst vom Allerheiligsten ab, das die rechts vom Altarraum abzweigende Seitenkapelle bewahrt. Das berühmte Gnadenbild zeigt Maria mit dem Kind – über einem kleinen Altar und von einer Flut aus golden glänzenden Blütendekors umrahmt. Maria neigt ihren Kopf, um sich an ihren unverhüllten Sohn zu schmiegen, der seinerseits mit dem rechten Händchen an das Kinn der Mutter greift.
Erhaben und würdevoll
Es ist ein Ausdruck innigster Verbundenheit, Zuneigung, Liebe. Erhaben und würdevoll schaut Maria ihren Betrachtern geradewegs ins Gesicht, das Kind trägt den Anflug eines Lächelns. Beider Haut ist seidig, die Wangen sind leicht gerötet. Ein wenig stilfremd wirken die Kronen von Mutter und Kind, die erst nachträglich, nämlich 1907, aufgesetzt wurden. Das tut der Faszination jedoch keinen Abbruch.
Die Gläubigen lassen sich auf Holzbänkchen nieder, die samtrot gepolstert sind. Durch den Hintereingang treten manchmal Radfahrer fast direkt in die Kapelle ein: verschwitzt, in kurzen Hosen und mit Radlerschuhen, mit denen sie voran klacken. Ganz egal, hier sind alle gleich in dieser einträchtigen Glaubensstimmung.