Ökumenische Reise

Papst besucht Weltkirchenrat

ROM/GENF – Die 23. Auslandsreise von Papst Franziskus führt ihn nach Genf. Die eintägige Visite steht im Zeichen der Ökumene. Noch bis in den 1980er Jahren waren katholische Kirchenvertreter in dem Ursprungsort des Calvinismus unerwünscht. Der Papst „vom anderen Ende der Welt“ will mit dem Besuch in der Schweiz auch aufzeigen, dass die früheren Konfessionskriege nur noch Beschreibungen in den Geschichtsbüchern sind.
Paul VI. und Johannes Paul II. waren bereits in Genf, nun folgt Franziskus. Heute besucht der Papst den Sitz des Weltkirchenrates (ÖRK), in dem mehrere hundert christliche Kirchen und kirchliche Gemeinschaften Mitglied sind. Die katholische Kirche gehört nicht dieser Institution an, die es seit genau 70 Jahren gibt.
Das runde Jubiläum ist der Hauptgrund der Reise. Das katholische Kirchenoberhaupt nahm die Einladung des Generalsekretärs des ÖRK, Pastor Olav Fykse Tveit, an. Es ist das erste Mal, dass ein Papst nach Genf reist, um nicht die Sitze der internationalen Institutionen wie beispielsweise das Hauptquartier der Vereinten Nationen oder die Zentrale des Internationalen Roten Kreuzes zu besuchen.
Die Ankunft in Genf ist für kurz nach 10 Uhr vorgesehen. Am Flughafen findet der erste Teil der Kurzvisite statt. Dort spricht der Papst mit dem Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset. Die Beziehungen zwischen Papsttum und der Eidgenossenschaft werden seit über fünf Jahrhunderten gepflegt – seit Papst Julius II. um 1506 offiziell die päpstliche Schweizergarde nach Rom holte. Und der heutige Kommandant der Schweizer Garde, der aus Luzern stammende Christoph Graf, reist mit Franziskus nach Genf, aber diesmal nicht, um für die Sicherheit des Papstes zu sorgen, sondern als „mitreisender Gast“. Das erläuterte der päpstliche Reisemarschall Maurzio Rueda Beltz.
Ebenfalls an Bord der Maschine ist der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, der den päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen leitet und für die offiziellen Beziehungen zum ÖRK verantwortlich ist.
Nach dem Treffen mit Vertretern der Schweizer Regierung wird der Papst den Sitz des ÖRK aufsuchen, dort ein ökumenisches Gebet vortragen und gleich wieder weiter nach Bossey fahren. In der kleinen Ortschaft bei Genf befindet sich das Ökumenische Institut. Dort wird der Papst eine Rede halten.
Die katholische Kirche ist zwar nicht Mitglied im ÖRK, doch in verschiedenen Kommissionen der ökumenischen Einrichtungen sind Katholiken dabei. Grund für die Nicht-Mitgliedschaft der katholischen Kirche sind theologische und praktische Gründe. Wie der Vertreter des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der polnische Geistliche Andrzej Choromanski, bei einer Pressekonferenz erläuterte, versteht sich die katholische Kirche als „Universalkirche“, deren Oberhaupt der Papst ist. Wenn nun in einem Gremium wie dem Weltkirchenrat über theologische Themen gesprochen werde, würde die Stimme des Papstes als eine unter vielen zählen. Der zweite Grund sei „numerischer Art“. Der Weltkirchenrat vertritt rund 500 Millionen Gläubige, die auf mehrere hundert Kirchen verteilt seien, während die katholische Kirche allein über eine Milliarde Gläubige aufweist.
Der Abschluss der Reise nach Genf bildet am Donnerstagabend eine Heilige Messe in den Hallen des Palexpo, einem Messegelände beim Genfer Flughafen. Dort erwartet das Bistum Lausanne-Genf-Fribourg mindestens 40000 Katholiken aus der Schweiz und dem benachbarten Frankreich. Um 20 Uhr wird Franziskus nach Rom zurückfliegen.

Mario Galgano

21.06.2018 - Ökumene , Papst