Chancengleichheit und Mitbestimmung

Appelle für Kinderrechte zum Weltkindertag

Am Weltkindertag haben zahlreiche Organisationen und Verbände dazu aufgerufen, die Rechte von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Vor dem Berliner Reichstag forderten das Deutsche Kinderhilfswerk und Unicef Deutschland am Montag zusammen mit Kindern und Jugendlichen die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz nach der Bundestagswahl. Auch solle Chancengerechtigkeit stärker gefördert und mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Eine sogenannte Kindergrundsicherung wurde ebenfalls gefordert.

Noch immer lebten etwa 1,5 Millionen Kinder in Deutschland in relativer Armut, betonte der stellvertretende Vorsitzende von Unicef Deutschland, Peter-Matthias Gaede. "Die nächste Bundesregierung wird für Kinder enorm viel zu tun haben", sagte er mit Blick auf die Folgen der Corona- und der Klimakrise. "Um bessere Entwicklungschancen für Kinder, um einen gerechteren Zugang zu Bildungschancen, um ein Leben in intakter und gesunder Umwelt für Kinder geht es auch direkt vor unserer Haustür", sagte Gaede.

Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte, Kinder und Jugendliche müssten nun "gute Unterstützung dabei bekommen, verpassten Lernstoff nachzuholen". Sie sollten auch wieder erleben können, was sie in der Pandemie besonders vermisst hätten: Sport, Theater, gemeinsames Musikmachen, Jugendaustausch und viele andere Freizeitaktivitäten. Dazu habe die Bundesregierung das sogenannte Corona-Aufholpaket geschnürt. Mit zwei Milliarden Euro soll es das Aufholen von Lernrückständen und Angebote außerhalb der Schule unterstützen.

Auch der Vorstand des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Michael Löher, forderte Unterstützung für junge Menschen bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie. Die Kinder- und Jugendhilfe müsse in die Lage versetzt werden, diese Aufgaben zu erfüllen. Sie müsse als "systemrelevant" anerkannt werden. Der vom Familienministerium geförderte Verein ist ein Forum von Kommunen, Wohlfahrtsorganisationen, Bundesländern, privaten Anbietern sozialer Dienste und der Wissenschaft.

Die Hilfsorganisation Care Deutschland richtete den Blick am Weltkindertag indes nach Afghanistan. Man sei "zutiefst besorgt, dass Schülerinnen zu Hause bleiben müssen", sagte Generalsekretär Karl-Otto Zentel. "Die Bildung und Stärkung von Mädchen ist für Frieden und Wohlstand Afghanistan von entscheidender Bedeutung." Man müsse weiterhin auf den positiven Ergebnissen aufbauen, die im Laufe der vergangenen Jahre erzielt worden seien.

Zuvor hatte bereits Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) größere Anstrengungen zur Beseitigung der Kinderarbeit auf der Welt gefordert. Erstmals seit zwei Jahrzehnten steige diese wieder an, auch als Folge der Corona-Pandemie. Weltweit müssten rund 160 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten, das sei jedes zehnte Kind. Umso wichtiger sei das Lieferkettengesetz als erster Schritt zur Veränderung. Das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit müsse entlang der gesamten Lieferkette eingehalten werden.

KNA

20.09.2021 - Hilfswerke , Jugend , Kinder