Sorge wegen Folgen der Pandemie

Appelle zum Internationalen Weltfrauentag

Aus Sicht von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Vertreterinnen von Verbänden und Kirchen hat die Corona-Pandemie Frauen und auch Männer in überkommen geglaubte Muster zurückgedrängt. Dagegen müsse angegangen werden, hieß es in Appellen am Wochenende zum internationalen Frauentag an diesem Montag.

"So sind es doch wieder vermehrt Frauen, die den Spagat zwischen Homeschooling, Kinderbetreuung und dem eigenen Beruf meistern. Und es sind vor allem auch Frauen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz in sozialen und Pflegeberufen derzeit besonders gefordert sind", sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Videopodcast.

Die Bundesregierung werde immer wieder daran arbeiten, dass Familie und Beruf noch besser vereinbar seien. Dafür sei der Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder im Vorschulalter von großer Bedeutung. Alle Frauen müssten endlich so viel verdienen können wie Männer. Notwendig sei "Parität" in allen Bereichen der Gesellschaft.

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) kritisierte in mehreren gesellschaftlichen Bereichen "Männerzirkel, die gern unter sich bleiben. Hochqualifizierte Frauen stoßen noch immer zu häufig an gläserne Decken." Mit dem von ihr und Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) vorgelegten zweiten Führungspositionen-Gesetz seien "reine Männerclubs" in Vorständen der größten deutschen Unternehmen bald Geschichte.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) forderte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" unter anderem weltweit mehr Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt und Zwangsverheiratung sowie eine gerechte Verteilung des Corona-Impfstoffs.

Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, verwies darauf, dass Frauen häufiger als Männer in Teilzeit und Minijobs arbeiteten oder in Branchen tätig seien, in denen schlechter bezahlt werde: "Deutschland ist in Europa eines der Länder mit dem höchsten Einkommensgefälle zwischen Männern und Frauen."

Im Schnitt gebe es 19 Prozent Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Diese seien oft schlechter abgesichert und erhielten später eine geringere Rente, beklagte Loheide. Ähnlich äußerte sich auch die evangelische Theologin Margot Käßmann in der "Bild am Sonntag". Bundesfrauensprecherin Jutta König vom Sozialverband Deutschland (SoVD) appellierte an die Politik: "Die Geschlechterperspektive muss bei der Aufstellung und Verabschiedung des Bundeshaushalts durchgängig beachtet werden." So seien staatliche Zuschüsse zu legalen, sozial abgesicherten, hochwertigen und bedarfsgerechten haushaltsnahen Dienstleistungen nötig. König verwies darüber hinaus auf das Problem häuslicher Gewalt gegen Frauen in der Pandemie.

VdK-Präsidentin Verena Bentele kritisierte: "Der männlich dominierte Blick versagt bei Themen wie der Mütterrente, bei Führungsquoten oder Frauenarmut, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder der Angehörigenpflege." Die Expertise von Frauen sei nötig.

Die Uno-Flüchtlingshilfe verwies darauf, dass mindestens 50 Prozent der mehr als 80 Millionen Flüchtlinge weltweit weiblich seien. Gründe seien Unterdrückung und Verfolgung aus politischen und religiösen Gründen, genitale Verstümmelung oder Vergewaltigungen. Diese Frauen müssten besser geschützt werden.

KNA

08.03.2021 - Familie , Frauen , Politik