Wegen Umgang mit Missbrauchsfällen

Betroffenenrat zeigt Bischof Bode beim Vatikan an

Der Umgang des katholischen Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode (71) mit Missbrauchsfällen wird ein Thema für den Vatikan. Der Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer hat Bode über den kirchenrechtlich zuständigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße in Rom angezeigt, wie das Gremium mitteilte.

Der Bischof habe noch in diesem Jahr sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige als "Beziehung" deklariert, hieß es zur Begründung. Er habe Schilderungen einer Betroffenen "gänzlich falsch eingeschätzt" und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert. Dies sei "ein klares kirchenrechtliches Fehlverhalten".

Laut eines Sprechers des Erzbistums Hamburg hat Heße die Anzeige den kircheninternen Regeln entsprechend an die Bischofs- und Glaubensbehörde im Vatikan weitergeleitet. Bode erklärte, er unterstütze die Untersuchung und werde sich dem Ergebnis stellen.

Der für die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück zuständige Betroffenenrat beruft sich bei seinem Vorgehen auf einen päpstlichen Erlass von 2019, der den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche regelt. Demnach sind die vatikanischen Behörden nun verpflichtet, innerhalb von 30 Tagen zu reagieren.

"Wir erkennen die Fortschritte im Bistum Osnabrück, die mit dem Installieren des diözesanen Schutzkonzepts gegangen wurden, als richtige und wichtige Schritte an, nehmen im Handeln von Bischof Bode jedoch immer noch eine mehr täter- als opferorientierte Haltung wahr", begründete der Betroffenenrat seinen Schritt. "Seine auf der Pressekonferenz zum Gutachten geäußerte Position, dass ein Rücktritt den positiven Prozess in seinem Bistum verzögern würde und wesentliche Weichen nicht gestellt werden könnten, teilen wir nicht."

Die Universität Osnabrück hatte im September einen Zwischenbericht zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück mit 16 exemplarischen Fällen veröffentlicht. Darin werfen die Autoren dem Bistum und auch Bode vor, nicht pflichtgemäß oder unangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben. Einen Rücktritt lehnte Bode ab.

Wie ein Sprecher des Betroffenenrats der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, bezieht sich das Gremium in seiner Anzeige auf zwei in dem Bericht genannte Fälle. Zum einen geht es um einen Priester aus Ostercappeln, über den zuletzt auch breit in den Medien berichtet worden war. Er soll in den 1980er und 90er Jahren gegenüber einer Minderjährigen sexuell übergriffig gewesen sein. Bode wurde erstmals 1996 darüber informiert, leitete aber laut der Studie keine kirchenrechtliche Voruntersuchung ein und informierte nicht die Glaubenskongregation. Dies erfolgte erst im Februar dieses Jahres. Im dazugehörigen Votum soll Bode das erlittene Leid der Betroffenen als "Beziehung" dargestellt haben.

Zum anderen beruft sich der Betroffenenrat auf einen Fall, in dem ebenfalls ein Priester ab den 1980er Jahren sexuelle Handlungen an einer Jugendlichen vorgenommen haben soll. Sie wandte sich 2002 an Bode. Auch in diesem Fall unterblieb der Studie zufolge sowohl die Einleitung einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung als auch eine Meldung nach Rom. Der Beschuldigte wurde im selben Jahr mit einer Leitungsfunktion in der Jugendarbeit betraut. Erst 2020 wurde der Fall nach einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung an die Glaubenskongregation gemeldet.

KNA

13.12.2022 - Aufarbeitung , Bischöfe , Missbrauch