Bei Magdeburger Bistumswallfahrt

Bischof Feige gegen verengte Sicht auf Kirche und Gesellschaft

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat einen Trend zur Abkapselung in Gesellschaft und Kirche kritisiert und zum offenen Blick auf die Welt aufgerufen. Es gebe "Gruppierungen, Machthabende und Regierungssysteme, die nur begrenzt Einfluss von außen zulassen und jede Form der Kritik im Keim ersticken", erklärte Feige am Sonntag bei einer Magdeburger Bistumswallfahrt zum Kloster Huysburg bei Halberstadt.

Er kritisierte auch "Christen und Christinnen, die an liebgewonnenen Strukturen und Traditionen festhalten und dabei in Kauf nehmen, dass die Kirche immer mehr den Bezug zur Welt und zu den Menschen verliert".

Der Bischof rief dazu auf, "sich bewusst zu machen, dass der Ausschnitt, den ich von der Welt wahrnehme, begrenzt und damit noch nicht alles gesagt ist". Zugleich könne eine Ahnung davon, dass es mehr gebe, als ein einzelner Mensch sehen, verstehen und erklären könne, "uns offen für Neues und Unbekanntes werden lassen und uns zum Fragen anregen". Feige betonte: "Es kann unser manchmal eingefahrenes Denken erneuern und uns einen klareren Blick auf die Welt, uns selbst und unsere Mitmenschen ermöglichen."

Der Bischof erinnerte an die Flutkatastrophen, die Entwicklungen in Afghanistan und die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie andere "dramatische Herausforderungen" in der Welt. "Verschließen wir uns nicht davor", mahnte Feige. "Öffnen wir vielmehr unsere Augen für die unzähligen Nöte und Sorgen so vieler Menschen und lassen wir uns davon anrühren." Dazu ermutige das in den Evangelien bezeugte Verhalten Jesu.

Zugleich verwies er auf die Neigung vieler Menschen, "unangenehmen Kontakten und Meinungen ganz bewusst aus dem Weg zu gehen". Dies sei der Fall, wenn man sich nur in vertrauten "Blasen" bewege und davon überzeugt sei, dass ein solcher kleiner Ausschnitt der Welt schon alles sei und damit das Ganze der Wirklichkeit bereits abgedeckt werde.

"Wenn man sich in einer solchen Blase bewegt - also nur noch mit gleichgesinnten Menschen über ausgewählte Themen spricht und dabei völlig unumstrittene Antworten findet - scheint die Welt beherrschbar zu sein", sagte Feige weiter. Wer anderer Meinung sei, müsse "dann ganz einfach falsch liegen. Damit braucht man sich folglich auch gar nicht erst auseinanderzusetzen." Notwendig sei aber eine offene Haltung, "damit wir unser Menschsein wirklich entfalten können".

KNA

07.09.2021 - Bischöfe , Bistum , Gesellschaft