"Kritik ist erlaubt, Hetze nicht"

Bischof Neymeyr verteidigt Erfurter Moscheebau

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat den Bau einer Moschee in Erfurt-Marbach verteidigt. Zur Religionsfreiheit gehöre „unzweifelhaft auch das Recht der Muslime auf den Bau würdiger Moscheen“, sagte er am Donnerstagabend beim traditionellen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politiker. Der Grundstein für den ersten Moschee-Neubau Ostdeutschlands außerhalb von Berlin wurde vergangene Woche gelegt. Das Bauvorhaben der Ahmadiyya-Gemeinde wird seit der Ankündigung vor zweieinhalb Jahren teils von massiven islamfeindlichen Protesten begleitet.

Neymeyr betonte vor rund 120 Gästen: „Die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse ist die Grundachse jeder modernen Gesellschaft.“ Gleichwohl schließe die Befürwortung des Rechtes zum Moscheebau das Recht auf Kritik im Einzelfall nicht aus. „Aber ich verurteile alle Versuche, Sorgen und Ängste der Bevölkerung politisch zu instrumentalisieren“, so der Bischof. „Kritik ist erlaubt, Hetze nicht.“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Religionsfreiheit als „zentrale Größe der Verfassung“. Sie stehe gerade auch den Religionsgemeinschaften zu, die sich in Minderheitensituationen befänden. Ramelow warnte davor, einzelne Grundrechte infrage zu stellen. Zugleich sagte er: „Verfassungsrechte sind nicht selbstverständlich und in Stein gemeißelt - sie müssen immer wieder neu durchdacht werden.“

Neymeyr erklärte, dass im interreligiösen Dialog das Christentum dem Judentum in „grundlegend anderer Weise“ verbunden bleibe als dem Islam. „Die Herkunft Jesu aus dem Judentum ist nicht zufällig, sondern bestimmt seine Identität.“ Ein solches Verwandtschaftsverhältnis bestehe zwischen Christentum und Islam nicht. „Die Beziehung zum Islam kann niemals eine für die Kirche und die christliche Religion grundlegende Bedeutung erlangen. Das ist der entscheidende Unterschied zum Judentum“, so Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist. Christentum, Judentum und Islam stünden nicht in gleicher Nähe zueinander, wie es das Wort vom 'Trialog der abrahamitischen Religionen' nahelege.

Die Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, Dorothea Marx, verwies in ihrer Rede auf die wieder zunehmende Bedeutung von Heimat. Im jüngsten Thüringen-Monitor gaben demnach 72 Prozent der Befragten an, dass Heimat ihnen „sehr wichtig“ sei. Zugleich werde gesellschaftlich-kulturelle Vielfalt „von wesentlichen Teilen der Bevölkerung als problembehaftet und konfliktreich wahrgenommen“, so die SPD-Politikerin. Heimat dürfe „aber nicht wieder die gespaltene von gestern“ werden. „Der ausgesäte Hass darf nicht noch einmal ungehindert wachsen“, sagte die Politikerin unter Verweis auf die NS-Zeit.

KNA

23.11.2018 - Bischöfe , Diskriminierung