3D-Drucker und Roboter

Caritas will mit Hilfsangeboten digitaler werden

Die Caritas in Deutschland will sich nach Worten ihres Präsidenten Peter Neher in den kommenden Jahren digital neu aufstellen. Die Hilfen und Beratungen des katholischen Wohlfahrtsverbandes müssten auch als niedrigschwellige Angebote allen Menschen online zur Verfügung stehen, sagte Neher am Donnerstag in Osnabrück. Eine Beratung, die on- und offline agiere, könne dort helfen, "wo das Leben der Menschen stattfindet und Hilfe benötigt wird". Angedacht sei eine auch verbandsübergreifende Lösung, so Neherzum Ende der Caritas-Delegiertenversammlung. Rund 170 Vertreter in dem höchsten Beschlussgremium der Caritas hatten seit Dienstag in Osnabrück über die künftige Arbeit beraten.

Die Digitalisierung wird laut Neher in allen Bereichen die Caritas-Arbeit bereichern. Als Beispiele nannte er einen schon praktizierten Einsatz von 3D-Druckern in Behindertenwerkstätten sowie die Erprobung von Robotern in der Pflege. Neher forderte die Bundesregierung auf, für eine auskömmliche Finanzierung digitaler Sozialprojekte zu sorgen. Die Wohlfahrtsverbände seien ein wichtiger Bestandteil des Sozialstaats.

Immer wichtiger wird es nach Einschätzung des Präsidenten zudem, dass möglichst alle Menschen in Deutschland digitale Kompetenzen erwerben. Nur so sei ihnen eine soziale Teilhabe möglich. Da die Weiterbildung häufig am Arbeitsplatz stattfinde, werde es eine Aufgabe unter anderem für die Caritas sein, Langzeitarbeitslose, Niedrigqualifizierte und ältere Menschen weiterzubilden.

Die Caritas will auch möglichen Gefährdungen der Menschen durch die Digitalisierung begegnen. So müsse beobachtet werden, wie diese sich materiell, sozial oder spirituell auswirke. Angesichts von Algorithmen, die Menschen ohne ihr Wissen kategorisieren und bewerten, müssten Werte wie Freiheit und Selbstbestimmung gesichert werden.

Als weiteren Punkt der Caritas-Arbeit nannte Neher das Engagement gegen populistische Spaltungen in Europa. Zur Europawahl 2019 werde sich der Verband unter dem Motto "#care4EU" für ein soziales Europa einsetzen. Ein Erfolg der Europagegner im Mai sei ein ernstzunehmendes Szenario.

Neher kritisierte auch eine tendenziell sich verfestigende Armut in Deutschland. Für Betroffene werde es immer schwieriger, sich aus Armut und sozialer Isolation zu befreien. Ein Schlüssel für mehr Gerechtigkeit liege im Bildungssystem. Zudem bedürfe es einer Stärkung von Familien und der Bekämpfung von Kinderarmut.

KNA

19.10.2018 - Hilfswerke