Synodaler Weg

Folgen der Corona-Krise bestimmen Debatten der Regionalkonferenzen

Die Corona-Krise und ihre Folgen für das kirchliche Leben haben den Auftakt der Debatten bei den fünf Regionenkonferenzen des Synodalen Wegs bestimmt. Mehrere Teilnehmer der Treffen in Berlin, Dortmund, Ludwigshafen, Frankfurt und München betonten am Freitag, Corona habe Probleme, aber auch Neuaufbrüche der Kirche wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht.

Die Pandemie habe neben allen anderen Folgen bewirkt, "dass wir als Menschen vor unsere Endlichkeit gestellt worden sind", sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnte vor Aberglaube und Verschwörungstheorien. Manche Briefe, die ihn erreicht hätten, zeugten von "magischen Vorstellungen". Dazu gehöre unter anderem die Überzeugung, sich bei der Kommunion nicht mit dem Virus anstecken zu können.

Krisen seien immer "Beschleuniger von Entwicklungen", sagte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße. "Und so werden auch die kirchlichen Reformbestrebungen durch Corona beschleunigt." Ähnlich äußerte sich der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck. Auch nach der Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste seien viele Kirchen nicht vor Gläubigen übergequollen, sagte der Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Vor allem junge Menschen fehlten.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, beklagte, während der Krise seien Christen als eine von vielen gesellschaftlichen Gruppen mit bestimmten Interessen behandelt worden - aber "nicht als eine Kraft, die diese Gesellschaft bestimmt und durchdringt". Es habe ihn erschrocken, dass in der öffentlichen Debatte rund um Corona die Frage nach Gott nicht vorgekommen sei.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte mit Blick auf die Geistlichen seines Bistums: "Manche Priester haben im Zuge von Corona sehr viel Kreativität entwickelt, gerade auch zusammen mit ihren Gemeindemitgliedern. Andere haben sich ganz zurückgezogen, da fand dann nicht mehr viel statt." Bei alledem müsse man auch fragen: "Was sind die Erwartungen der Gemeinden an die Priester? Das hat sich meines Erachtens auch verändert", sagte Koch.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sagte, dass sein Bistum beim pastoraltheologischen Lehrstuhl an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität eine Studie in Auftrag gegeben habe, um eine wissenschaftliche Aufarbeitung über Kirche in Zeiten von Corona zu bekommen. Der Würzburger Bischof Franz Jung betonte, bei Corona dürften nicht nur Defizite der Kirche gesehen werden; tatsächlich sei sozial, karitativ und seelsorglich viel auf die Beine gestellt wurden.

Für den Nachmittag standen Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität auf dem Programm. Vor den Konferenzorten machten Katholikinnen auf ihre Anliegen aufmerksam. In Frankfurt hielten rund 20 Frauen Plakate und Transparente in die Höhe mit der Aufschrift "Schweigen war gestern, Schwestern", "Ich kann Priesterin" und "Wenn ich groß bin, werde ich Päpstin". In München waren Transparente mit Aufschriften wie "Ordensfrauen für Menschenwürde" zu sehen. Vertreterinnen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) forderten eine Erneuerung der Kirche.

Die Gruppe Maria 2.0 überreichte dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, in Frankfurt einen Offenen Brief, in dem sie eine "Zweiklassengesellschaft" in der Kirche kritisieren. "Frauen haben keine Stimme, sie sind entmündigt", heißt es in dem Schreiben, dass an den Präfekten der Kleruskongregation, Kardinal Beniamino Stella, gerichtet ist. Die Kongregation hatte unlängst eine Instruktion zu Pfarrei-Reformen veröffentlicht. Laien können demnach zwar mitwirken an der Gemeindeleitung, doch tatsächlich leiten, verwalten, moderieren und koordinieren dürfen nur Priester.

Die fünf Regionenkonferenzen ersetzten die ursprünglich für Anfang September geplante zweite Vollversammlung der Initiative, bei der Bischöfe und Vertreter der Laien über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Die Vollversammlung wurde wegen der Corona-Pandemie auf den Februar 2021 verschoben.

KNA

04.09.2020 - Bischöfe , Corona , Synodaler Weg