Weltfrauentag

Forderungen nach fairer Lastenteilung und Bezahlung

Zum Internationalen Frauentag am heutigen Dienstag kritisieren Interessensverbände die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung sowie mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung insbesondere der Fürsorgearbeit. "Wer das Leben von Frauen verbessern will, der muss dafür sorgen, dass Gleichstellung keine leere Floskel bleibt", betonte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, in Berlin. Der Verband kinderreicher Familien Deutschland forderte, Care-Arbeit nicht länger als "naturgegeben und selbstverständlich" anzusehen. Frauen leisteten einen Großteil der unbezahlten Fürsorgearbeit und würden in der Lohnarbeit schlechter bezahlt, bemängelte der Verband in Mönchengladbach.

Die VdK-Präsidentin kritisierte die Ausweitung der Minijobgrenze durch die Ampel-Regierung sowie das Festhalten am Ehegattensplitting. "Damit zementiert sie die Teilzeit- und Armutsfalle von Frauen. Sich aus alten Rollenmustern zu befreien, wird so erschwert", sagte Bentele.

Auch beim Elterngeld würden die falschen Anreize gesetzt: "Drei zusätzliche Monate dafür, dass sich der zweite Elternteil, also meist der Vater, entscheidet, ebenfalls Elternzeit zu beantragen." Sinnvoll im Sinne einer Gleichstellung von Männern und Frauen wäre es hingegen, die gleiche Aufteilung der Zeit zwischen Müttern und Vätern zur Voraussetzung für die maximale Nutzung des Elterngelds zu machen, unterstrich die Präsidentin des Sozialverbands.

Der Verband kinderreicher Familien betonte, die Pandemie habe gezeigt, dass es vor allem Frauen waren und noch immer seien, die neben ihrem Job noch die Betreuung und die Beschulung der Kinder von zu Hause aus übernommen haben. "Die Arbeit, die Frauen, allen voran Mütter erledigen, als selbstverständlich anzusehen, als kostenlosen Dienst an der Gemeinschaft, kann sich unsere Gesellschaft allerdings längst nicht mehr leisten", sagte die Verbandsvorsitzende Elisabeth Müller.

Laut einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung hätten sich 69 Prozent der Frauen während des ersten Lockdowns 2020 überwiegend um den Haushalt gekümmert, während es von den Männern 11 Prozent gewesen seien, erklärte der Familien-Verband. In Sachen Betreuung und Homeschooling habe sich jede zweite Mutter verantwortlich gesehen, aber nur jeder siebte Vater. War das jüngste Kind unter zwölf Jahren, betreuten die Mütter den Nachwuchs täglich im Schnitt acht bis zehn Stunden, die Väter taten dies vier bis sechs Stunden lang, wie es hieß.

Ebenso seien die Berufsfelder der Pflege- und Fürsorgearbeit von Kindern, Kranken und Alten überwiegend weiblich besetzt. Frauen verdienten 2020 für dieselbe Arbeit laut Statistischem Bundesamt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Damit sei Deutschland in der Europäischen Union hinten angestellt, kritisierte der Verein.

Der 2011 gegründete Verband kinderreicher Familien Deutschland vertritt nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Mehrkindfamilien in Deutschland. Er versteht sich als Netzwerk von und für Familien mit mindestens drei Kindern und ist demnach konfessionell ungebunden und überparteilich.

KNA

08.03.2022 - Familie , Frauen , Gesellschaft