Papstreise

Franziskus wirbt in Ungarn für mehr Offenheit und Dialog

Papst Franziskus hat in Budapest zu Dialog und Offenheit zwischen den Kulturen und Religionen aufgerufen. Bei seinem Besuch am Sonntag traf er unter anderem mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zusammen. Anlass des Besuchs war die Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses, die Franziskus im Herzen der ungarischen Metropole gemeinsam mit rund 100.000 Gläubigen feierte. Anschließend reiste das Kirchenoberhaupt weiter in die slowakische Hauptstadt Bratislava. Dort beginnt Franziskus einen dreitägigen Pastoralbesuch in der Slowakei.

Nach seiner Landung aus Rom am Sonntagmorgen kam es im Museum der Schönen Künste in Budapest zunächst zum Treffen mit Staatspräsident Janos Ader und Regierungschef Orban. Themen des Gesprächs seien die Rolle der Kirche im Land, Engagement für Umweltschutz sowie Verteidigung und Förderung der Familie gewesen, teilte der Vatikan anschließend mit. Das zwischen Orban und Franziskus umstrittene Thema Migration wurde demnach ausgeklammert.

Bei einer Begegnung mit Vertretern anderer christlicher Kirchen und des Judentums rief der Papst zum Kampf gegen Antisemitismus auf. Dieser sei "eine Lunte, die gelöscht werden muss", mahnte er. "Niemand soll sagen können, dass von den Lippen von Gottesmännern entzweiende Worte kommen, sondern nur Botschaften der Offenheit und des Friedens." Juden wie Christen wollten im Anderen nicht länger einen Fremden, sondern Freund sehen. An den Verantwortlichen der Mehrheitsreligionen liege es, "in diesem Land die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Religionsfreiheit für alle respektiert und gefördert wird".

Zuvor hatte Franziskus vor den katholischen Bischöfen Ungarns gesprochen. Auch sie rief er zu Offenheit, Dialog und Kooperation auf. Gleichzeitig sollten sie Spaltungen und Hass entgegentreten.

Ungarn ist traditionell katholisch geprägt; der Bevölkerungsanteil der Katholiken sank jedoch in den vergangenen beiden Jahrzehnten von gut 50 auf unter 40 Prozent. Evangelisch-reformierte sowie lutherische Christen machen die zweit- und drittgrößte Gruppe aus. Der Anteil der Orthodoxen und freikirchlichen Christen sowie der Juden liegt jeweils unter einem Prozent.

Bei der Abschlussmesse des 52. Eucharistischen Weltkongresses auf dem Budapester Heldenplatz ermutigte Papst Franziskus die rund 100.000 Gläubigen, dem Vorbild Christi zu folgen statt "dem Götzen unseres Ichs". Es gehe darum, von der bloßen Bewunderung für Jesus zur Nachahmung zu kommen. "Das Kreuz war nie in Mode", sagte Franziskus. Die Logik des christlichen Glaubens widerspreche der Logik der Welt. Das gelte euch für die Feier, die im Mittelpunkt des Eucharistischen Kongresses stand. "Wir können viel Zeremonie hinzufügen, aber der Herr bleibt dort in der Einfachheit eines Brotes, das sich brechen, verteilen und essen lässt", betonte der Papst.

Nach seiner Weiterreise wurde Franziskus am Flughafen Bratislava von Präsidentin Zuzana Caputova begrüßt. Bei einem ökumenischen Treffen mit Vertretern von elf christlichen Kirchen der Slowakei ermunterte der Papst sie zu neuem Schwung: "Haben wir Christen nicht ein wenig den Eifer der Verkündigung und die prophetische Kraft des Zeugnisses verloren?", fragte der Papst bei der Begegnung in der Nuntiatur. Darunter leide auch die Ökumene. Wie könnten Christen hoffen, dass Europa seine christlichen Wurzeln wiederentdecke, "wenn wir die ersten sind, welche die ursprüngliche volle Gemeinschaft vermissen lassen?"

Franziskus hält sich bis Mittwoch in der Slowakei auf. Dabei wird er auch die Städte Kosice, Presov und Sastin besuchen.

KNA

13.09.2021 - Papst , Politik , Reise