Nach Hochwasser

Kardinal Woelki und Präses Latzel besuchen Katastrophengebiete

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel haben von der Flutkatastrophe betroffene Gebiete besucht. "Viele standen vor mir mit Tränen in den Augen", sagte Woelki dem bistumseigenen Online-Portal domradio.de am Dienstag in Köln. Viele Menschen sähen ihr Lebenswerk zerstört. Es gebe jedoch auch große Hilfsbereitschaft. "Was Mut macht ist, dass eine neue Form der Menschlichkeit - der Mitmenschlichkeit - feststellbar ist."

Ihm sei es wichtig, dass die Kirche bei Betroffenen und Helfern sei, sagte Latzel. "Manchmal höre ich jetzt: 'Wo ist dort Gott?' Für mich ist Christus tief im Schlamm bei den Bedrängten." Der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), die ihren Sitz in Düsseldorf hat, führt ein Video-Tagebuch über seine Besuche. In Euskirchen sprach er mit einem Notfallseelsorger, einem Feuerwehrmann sowie Anwohnern. In Heimerzheim besichtigte er ein Hilfslager in einer Bibliothek. In Bad Neuenahr-Ahrweiler lief er unter anderem durch eine Schlammschicht, die nach der Flut in einer Kirche zurückblieb. Vor der Corona-Pandemie tagte die rheinische Landessynode jedes Jahr in dem rheinland-pfälzischen Kurort.

Woelki half in der Düsseldorfer Gemeinde Maria vom Frieden bei der Verteilung von Würstchen und Getränken, wie Bilder auf der Seite des Erzbistums zeigen. Er hielt zwei Messen in Erftstadt und sprach dort mit Betroffenen und Feuerwehrleuten. In Leverkusen besuchte er kirchliche Hilfsangebote, die beschädigte evangelische Bielertkirche sowie Bewohner des Altenheims Sankt Elisabeth, die wegen der Flut evakuiert werden mussten.

Er sei bewusst nicht in die am schwersten betroffenen Regionen gefahren, um die Arbeit von Einsatzkräften und Notfallseelsorgern nicht zu behindern, sagte Woelki. Die 100.000 Euro Soforthilfe des Erzbistums sollten schnell dort ankommen, "wo die Not am größten ist". Als Beispiel nannte der Kardinal unter anderem Menschen ohne Obdach und Anwohner, die schweres Gerät anmieten müssten, um Wohnungen freizuräumen. Auch an kirchlichen Gebäuden gebe es Schäden, etwa an Schulen. Experten des Erzbistums seien dabei, dies wahrzunehmen.

Begleitet wurde der Erzbischof von seiner Pressestelle sowie der bistumseigenen Kirchenzeitung. Es habe sich um interne Termine gehandelt, erklärte eine Sprecherin des Erzbistums auf Anfrage. Daher hätten keine weiteren Medienvertreter an den Besuchen teilgenommen. Am Dienstag wolle der Kardinal Zülpich und Rheinbach besuchen. Weitere Termine stünden an, Ort und Zeit seien jedoch noch unklar. "Man muss immer schauen, wo geht es überhaupt und wo ist es gewünscht", sagte die Sprecherin. Latzel wird laut EKiR am Mittwoch nach Haan reisen und dort eine digitale Pressekonferenz geben.

Woelki steht wegen der Missbrauchsaufarbeitung in seinem Erzbistum und der daraus entstandenen Vertrauenskrise seit Monaten öffentlich unter Druck. Im Juni schickte Papst Franziskus zwei Gesandte nach Köln, um die Lage vor Ort zu prüfen. Eine Entscheidung des Papstes über den weiteren Werdegang Woelkis sowie drei weiterer deutscher Bischöfe steht noch aus.

KNA