Zweifel an Beschlussfähigkeit

Kasper ist gespannt auf "synodalen Weg" der deutschen Bischöfe

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper ist laut eigenem Bekunden gespannt auf mögliche Ergebnisse der von den deutschen Bischöfen angekündigten Reformdebatte. Zugleich zeigte er sich in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“ (Dienstag) skeptisch mit Blick auf die Beschlussfähigkeit zu Fragen von gesamtkirchlicher Tragweite im Rahmen des angestrebten „synodalen Weges“, der zudem bisher noch nicht klar definiert sei. Verbindliche Beschlüsse könne hier nur eine Synode „auf einer klaren kirchenrechtlichen Grundlage“ fassen.

Nach intensivem Ringen hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen „verbindlichen synodalen Weg“ beschlossen. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, kirchliche Sexualmoral und Lebensform der Priester gehen. Unter Mitarbeit von katholischen Laien und externen Experten wollen die Bischöfe ihre Positionen zu diesen Fragen klären. Der Missbrauchsskandal hatte die Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt, in der Rufe nach Reformen lauter wurden.

Beispielgebend könne die von Papst Franziskus im Herbst einberufene Amazonas-Synode sein, erläuterte Kasper weiter. „Dort sind acht regionale Bischofskonferenzen zuständig.“ Falls die Bischöfe beispielsweise einvernehmlich darum bäten, verheiratete Männer - sogenannte viri probati - zu Priestern zu weihen, „wäre der Papst nach meiner Einschätzung im Grundsatz wohl dazu bereit“, sagte der Kardinal.

Auf den Einwand, dann könne es wiederum heißen, Glaubensfragen müssten weltkirchlich einheitlich entschieden werden, antwortete Kasper, die „viri probati“ seien keine Glaubensfrage. „Der Zölibat der geweihten Amtsträger hat eine innere Nähe dazu, ist aber kein Dogma, keine unabänderliche Praxis. Ich bin sehr dafür, am Zölibat als einer verbindlichen Lebensform mit ungeteiltem Einsatz für die Sache Jesu Christi festzuhalten. Aber das schließt nicht aus, dass in besonderen Situationen auch Verheiratete den priesterlichen Dienst übernehmen können.“

KNA

04.06.2019 - Bischöfe , Priester , Vatikan