Abschluss der Afrika-Reise

Papst beschwört im Südsudan Frieden und Versöhnung

Mit einem eindringlichen Appell zu Versöhnung hat Papst Franziskus seine Reise in den Südsudan beendet. Man dürfe "nicht die Chance vergeben, Frieden zu schaffen", sagte er in seinen Abschiedsworten am Sonntag in der Hauptstadt Juba. Die dreitägige Visite hatte das historisch beispiellose Format einer ökumenischen Friedensmission gemeinsam mit den Führern der anglikanischen und reformierten schottischen Kirche. Zuvor hatte der Papst die ebenfalls instabile und von millionenfachem Flüchtlingselend gezeichnete Demokratische Republik Kongo besucht.

Der 86-Jährige, der die seit längerem geplante Reise zuletzt aus gesundheitlichen Gründen aufschieben musste, wollte mit seiner Initiative auch die internationale Aufmerksamkeit auf die beiden Länder mit ihren seit Jahrzehnten schwärenden Krisen lenken. Er wolle "denen eine Stimme verleihen, die keine Stimme haben", sagte der Papst. Den Menschen sicherte er die Unterstützung der Weltkirche zu.

Auf beiden Etappen wählte der Papst gegenüber den staatlichen Gastgebern ungewöhnlich deutliche Worte. Im Kongo prangerte er Korruption und gewissenlose Ausbeutung der Rohstoffe des Landes an. Vor Präsident Felix Tshisekedi, dessen Wahlsieg von 2018 vielfach angezweifelt wird, verlangte Franziskus eine "freie, transparente und glaubwürdige" Abstimmung bei den Wahlen im kommenden Dezember.

Gegenüber Diplomaten in der früheren belgischen Kolonie verurteilte er einen "neuen Kolonialismus", der Afrika vor allem als Reservoir von Rohstoffen sieht: "Hände weg von Afrika! Die Erstickung Afrikas muss aufhören: Es ist kein Bergwerk, das ausgebeutet, und kein Boden, der zur Plünderung freigegeben ist." Als Schattenseite der Wirtschaft verurteilte er die "Geißel der Kinderarbeit" und die "Sklavenarbeit in den Minen".

Zu einer Anklage unsäglicher Gewalt wurde ein Treffen mit Konfliktopfern aus dem Ostkongo, die vor dem Papst und Medien schilderten, wie sie verstümmelt, monatelang vergewaltigt oder zum Essen von Menschenfleisch gezwungen wurden.

Auch im Südsudan redete Franziskus den politischen Verantwortungsträgern ins Gewissen: "Die künftigen Generationen werden die Erinnerung an eure Namen auf der Grundlage dessen, was ihr jetzt tut, ehren oder auslöschen", sagte Franziskus. "Im Namen Gottes" beschwor er sie, "Schluss" zu sagen zu Blutvergießen, Gewalt und gegenseitigen Anklagen.

Präsident Salva Kiir Mayardit gab bei der Begrüßung des Papstes bekannt, die ausgesetzten Friedensgespräche mit bewaffneten Oppositionsgruppen fortführen zu wollen. Er nannte die Visite einen "historischen Meilenstein". Dabei erinnerte Kiir auch daran, wie Franziskus ihm und seinem früheren Rivalen Riek Machar 2019 im Vatikan die Füße küsste, um sie zur Fortsetzung des Friedensprozesses zu bewegen. Diese spektakuläre Demutsgeste sei nicht umsonst gewesen, sagte Kiir.

Der Papst unternahm seine Versöhnungsmission gemeinsam mit Anglikaner-Primas Justin Welby und dem Moderator der Kirche von Schottland, Iain Greenshields. Der Südsudan ist als ehemaliger Teil des Britischen Weltreichs besonders mit der anglikanischen und reformierten Tradition des Christentums verbunden.

Mit Blick auf die schwierige Sicherheitslage im Südsudan verlangte Franziskus die konsequente Eindämmung illegaler Waffenimporte und Schutz für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie für Seelsorger. Nach Worten der UN-Sonderbeauftragten für den Südsudan, Sara Beysolow Nyanti, die mit dem Papst an einem Treffen mit Geflüchteten teilnahm, ist das Land "einer der gefährlichsten Orte für Helfer" weltweit.

Die UN-Expertin sprach von "multiplen humanitären Krisen": Zwei Drittel der Bevölkerung seien erheblich unterversorgt oder mangelernährt; die Hungerkrise im Südsudan zähle zu den schwersten der Welt. Nach UN-Schätzungen leben zwei Millionen Menschen als Binnenvertriebene im Südsudan, 2,3 Millionen weitere sind in Nachbarländer geflüchtet.

Franziskus sagte, die Zukunft könne "nicht in Vertriebenenlagern liegen". Unzählige Kinder lernten nichts als Flüchtlingscamps kennen und wüchsen ohne Wurzeln in Heimat, Herkunft und Traditionen auf. Der Papst warnte vor Ghettoisierung und einer Vertiefung ethnischer Gräben. Nachdrücklich verlangte er Schutz und Respekt für Frauen und Mädchen. Frauen seien "der Schlüssel zur Umgestaltung des Landes" und brauchten entsprechende Chancen.

Lob und Ermutigung fand der Papst für die wachsenden Katholikengemeinden Afrikas. Er nannte sie eine Lunge der Weltkirche. Den leidgeprüften Christen im Südsudan dankte er dafür, dass sie "das Salz der Erde in diesem Land" seien und für Versöhnung wirkten. Im Kongo sagte Franziskus, er habe "eine junge, dynamische, freudige Kirche" erlebt. Zugleich richtete er harte Mahnungen an den eigenen Klerus. Es sei "skandalös", wenn Priester oder Ordensleute mit der Verwaltung der eigenen Finanzen und Geschäften zum eigenen Vorteil beschäftigt seien, statt dem Evangelium zu dienen.

Burkhard Jürgens/KNA

06.02.2023 - Afrika , Papst , Reise