Nach Islamkonferenz in Berlin

Weitere Debatte über Imam-Ausbildung

Nach der Deutschen Islamkonferenz (DIK) sorgt die Ausbildung von Imamen in Deutschland weiter für Kontroversen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, begrüßte eine Ausbildung hierzulande als integrationsförderlich. Dem stimmte auch der Islam-Experte Ahmad Mansour zu, beklagte aber zugleich schwere Mängel. Der islamkritische Publizist Hamed Abdel-Samad erklärte hingegen aus Protest seinen Austritt aus dem Dialogforum zwischen Muslimen und Staat.

Die Ausbildung des religiösen Personals islamischer Gemeinden stand am Dienstag im Mittelpunkt einer Tagung der DIK. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) appellierte dabei an die Muslime, ihre Imame hierzulande zu schulen. Ziel müsse eine Ausbildung sein, die unabhängig von ausländischem Einfluss ist und den Islam in Deutschland und Europa weiter beheimatet. Bislang kommen die meisten muslimischen Geistlichen in deutschen Moscheegemeinden aus dem Ausland.

Mazyek sagte im Deutschlandfunk, für die Integration sei es besser, wenn die Ausbildung hierzulande organisiert werde. Imame übten eine Brückenfunktion aus und spielten für die Integration eine wichtige Rolle. Mansour sah die bisherige Konzeption der Imam-Ausbildung in Deutschland allerdings als mangelhaft an. "Die Idee ist gut, weil damit versucht wird, Imame auszubilden, die in Deutschland sozialisiert wurden und deshalb die Jugendlichen, ihre Anliegen und ihre Sprache gut kennen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Doch bei der Umsetzung hapere es.

"Um den Widerspruch zwischen islamischen und demokratischen Werten aufzulösen, muss die theologische Grundlage deutlich werden", betonte Mansour weiter; sonst bleibe es bei Symbolpolitik. Mansour kritisierte zugleich die Themensetzung der DIK als nicht aktuell genug. Es sei unpassend gewesen, "die Themen Radikalisierung und Meinungsfreiheit nicht in den Mittelpunkt zu stellen", sagte er. "Nach dem Mord an dem französischen Lehrer und den Attentaten von Nizza, Dresden und Wien hätte das auf der Hand liegen müssen." Man hätte die Plattform der Islamkonferenz nutzen sollen, um "die Debatte von den Mahnwachen und Sonntagsreden in die islamische Gemeinde zu bringen".

Der islamkritische Publizist Hamed Abdel-Samad erklärte via Twitter seinen Rücktritt aus der DIK. "Ich bin heute aus der Islamkonferenz zurückgetreten, weil der Staat nach wie vor die verlängerten Arme von Erdogan und von der Muslimbrüderschaft unterstützt. Ich will kein Feigenblatt sein für die Aufwertung des politischen Islam in Deutschland", schrieb er.

KNA

12.11.2020 - Deutschland , Islam , Politik