"Reformstau lösen"

Irme Stetter-Karp ist neue Präsidentin des ZdK

Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp (65) ist am Freitag mit großer Mehrheit zur neuen Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) gewählt worden. Bei der ZdK-Vollversammlung in Berlin erhielt sie am Freitag 149 Stimmen. Für ihren Gegenkandidaten Ulrich Hemel votierten 41 Delegierte.

Stetter-Karp folgt Thomas Sternberg, der nach sechs Jahren nicht mehr für den Posten an der Spitze des höchsten repräsentativen Gremiums der katholischen Laien kandidiert hatte. Nach der früheren saarländischen Ministerin Rita Waschbüsch (CDU), die das ZdK von 1988 bis 1997 repräsentierte, ist Stetter-Karp die zweite Frau in diesem Amt.

Knapp vier Jahrzehnte arbeitete sie in verschiedenen Leitungsfunktionen im Bistum Rottenburg-Stuttgart, zuletzt als Caritasdirektorin und Ordinariatsrätin für die soziale Arbeit ihrer Kirche in Württemberg. Zudem ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands und eine der Moderatorinnen des katholischen Reformprojekts Synodaler Weg. Seit dem Vorjahr ist Stetter-Karp auch Präsidentin des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge.

Als ZdK-Chefin will Stetter-Karp "leidenschaftlich für Reformen kämpfen". Ihr neues Amt sieht sie als politische und gesellschaftliche Aufgabe. Ausgangspunkt ihres Denkens ist eine diakonisch geprägte Kirche. In einer ersten Reaktion bedankte sie sich für das Vertrauen. Sie wisse, dass es viele Herausforderungen gebe - sie sei jedoch zuversichtlich, dass diese sich bewältigen lassen.

In ihrer Bewerbungsrede nannte Stetter-Karp den synodalen Prozess "unverzichtbar", um den "50-jährigen Reformstau" zu lösen. Sie stehe für eine "diakonische Kirche, die Anerkennung der Menschenrechte und die Anerkennung von Vielfalt". Allerdings setze einem die Kirche "in manchen Moment gehörig zu mit ihrer männerbündischen Beharrlichkeit, um nicht Starrsinn und Machverliebtheit sagen zu müssen", sagte sie.

Sie betonte, dass die Aufarbeitung der sexuellen Gewalt in der Kirche alle angehe. Auch das ZdK-Präsidium werde sich als Ganzes dieser Frage stellen müssen.

Zugleich mahnte sie: "Die binnenkirchliche Debatte darf uns nicht aufsaugen". Die Katholiken könnten es sich nicht leisten, sich "weiter ins Abseits zu spielen". Gesellschaftspolitisch betonte sie die Notwendigkeit nationalen Solidarität gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Aber auch internationale Solidarität sei nötig. Insgesamt solle die Themensetzung aber stärker durch das gesamte Präsidium geschehen. Das ZdK solle als Dialogpartner auftreten; sie selbst stehe für einen kollegialen Stil des ZdK-Präsidiums.

KNA

19.11.2021 - Frauen , Laien , Personalien