Amtseinführung

Neuer Patriarch von Jerusalem ruft zu Offenheit und Frieden auf

Der neue Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, hat seine Kirche dazu aufgerufen, offen, liebend und friedensstiftend zu sein. "Das Evangelium fordert uns auf, uns nicht in unsere Obergemächer einzuschließen, unsere kirchliche Berufung nicht an unseren persönlichen oder kollektiven Ängsten zu messen", sagte der italienische Franziskaner am Samstag bei seiner ersten Messe in der Grabeskirche.

Das Obergemach sei der Ort, an dem der Auferstandene geschlossene Türen überwand, erläuterte Pizzaballa in Anspielung auf das Pfingstgeschehen. Entsprechend sei die Kirche aufgerufen, Mauern und geschlossene Türen zu überwinden in ihrem Auftrag, einen Frieden zu schaffen, der die Frucht des Heiligen Geistes sei.

Zugleich sei die Kirche zu einer Einheit ohne Grenzen gerufen, "in der Lage, in Verschiedenheit zu wachsen und zu lieben: einheimische Christen unser verschiedenen Gebiete, Pilger, Migranten, Arbeiter sind alle integraler Bestandteil unserer Kirche", sagte Pizzaballa in seiner Predigt. Gerade die Diversität der Kirche von Jerusalem rufe sie dazu auf, eine zunehmend extrovertierte, einladende und offene Kirche zu sein.

Zahlenmäßig klein zu sein, gehöre zur Identität der Heiliglandkirche und sei "kein Grund für ein Drama". Vielmehr sei es eine Erinnerung daran, dass die Christen nicht für sich existierten, sondern ermutige zu proaktiven Beziehungen mit den anderen Menschen und Religionen im Heiligen Land.

Pizzaballa war am Freitag feierlich in die Grabeskirche eingezogen und hatte damit sein neues Amt offiziell aufgenommen. Sowohl der Einzug als auch die erste Messe wurden aufgrund der Corona-Pandemie mit größeren Einschränkungen gefeiert. Das Patriarchat hatte die Gläubigen im Vorfeld eingeladen, den Feiern mittels Internetübertragungen beizuwohnen.

Überschattet wurde die Amtseinführung von einem Brandanschlag auf die Kirche der Nationen im Garten Gethsemane in Jerusalem. Die Polizei nahm einen 49-jährigen Mann fest. Er soll brennbare Flüssigkeit in der Kirche entzündet und Sachschaden verursacht haben, teilte die Polizei mit. Von der Polizei und den Franziskanern verbreitete Fotos zeigen Brandspuren an mehreren Kirchenbänken. Die Feuerwehr war im Einsatz.

Ein vom israelischen Sender "KAN News" veröffentlichtes Video zeigt die Festnahme eines Mannes mit Kippa und Schläfenlocken. Die Polizei schließt derzeit ideologische oder nationalistische Motive aus. Erste Untersuchungen legten einen kriminellen Hintergrund nahe.

Laut einem Bericht der Zeitung "Times of Israel" war der Verdächtige bereits wiederholt wegen Brandanschlägen festgenommen worden, die aber nicht auf religiöse oder christliche Orte gezielt hätten. Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO bezeichnete den Verdächtigen in einem Twitter-Beitrag als "Siedlerterroristen".

Die Palästinensische Führung verurteilte am Nachmittag den Brandanschlag als terroristisches Hass-Verbrechen. Für diesen und frühere Angriffe auf Palästinenser, ihre Heiligen Stätten und ihr Eigentum müsse die israelische Regierung Verantwortung übernehmen, zitiert die Nachrichtenagentur "Wafa". Der Anschlag sei ein Beleg für die Brutalität der israelischen Siedler.

Die auch "Todesangst-Basilika" genannte Kirche liegt am Fuß des Ölbergs und wurde zwischen 1919 und 1924 mit Geldern aus zwölf Ländern erbaut. Die heutige Kirche steht auf den Fundamenten einer im Jahr 746 bei einem Erdbeben zerstörten Basilika aus dem 4. Jahrhundert sowie einer ebenfalls zerstörten Kreuzfahrerkirche aus dem 12. Jahrhundert.

KNA