45-seitiges Arbeitsdokument

Papier für zweite Weltsynoden-Phase legt Fokus auf Beteiligung

Gut ein Jahr nach Beginn der Weltsynode beginnt die zweite, kontinentale Phase. Am Donnerstag stellten der Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech und "Generalrelator" Kardinal Jean-Claude Hollerich das 45 Seiten umfassende Arbeitsdokument für die Kontinentalphase vor. Das Dokument ist ein Kondensat der Sorgen und Nöte in katholischen Diözesen weltweit. Dabei stehen besseres gegenseitiges Zuhören und Beteiligung aller im Fokus. Hervorgehoben werden Frauen, gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten, etwa sexuelle.

Das Ergebnis sei eine "wahre Reflexion" dessen, was die Bischofskonferenzen eingereicht hätten, sagte Kardinal Hollerich. Und Kardinal Grech bekräftigte: Synodalität und Mission seien die zwei Seiten der Medaille. Die Kirche werde scheitern, wenn sie nicht synodaler wird.

Die Erfahrung erstmals echter Beteiligung wird in dem Dokument als positiv bewertet. 112 von 114 nationalen Bischofskonferenzen haben Beiträge eingereicht. Welche beiden sich nicht beteiligt hätten, könne er nicht sagen, meinte Grech. Aber sie hätten sicher ihre objektiven Gründe, die er auch gerne kennen würde. Er sei gespannt, sagte Grech, wie die beiden sich auf der kontinentalen Ebene einbrächten.

Weitere Einreichungen kamen von den orientalischen katholischen Kirchen, Ordensgemeinschaften, der Mehrheit der Vatikanbehörden sowie rund 1000 Privatpersonen und Gruppierungen. Zwölf Tage lang hatten rund 50 Fachleute unterschiedlicher Disziplinen aus aller Welt in Frascati unweit Rom an dem Arbeitsdokument geschrieben. Jeder vorab eingereichte Bericht sei von je drei Experten gründlich studiert worden.

Im Ergebnis nennt das Papier eine Vielzahl an Herausforderungen. Angefangen bei Verständnisproblemen und geringen bis keinen Erwartungen an die Synode oder den Veränderungswillen der Kirche bis hin zu vielen inhaltlichen Fragen.

Als große "offene Wunde" hält das Papier Missbrauch durch Kleriker fest, vorrangig sexueller Missbrauch insbesondere von Kindern. Nahezu weltweit geht es um die Rolle von Frauen, ihren großen Einsatz, ihre mangelhafte Teilhabe, aber auch ihren Wunsch, von der Kirche in Krisenlagen unterstützt zu werden. Ebenfalls thematisiert wird ein distanziertes Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen.

Darüber hinaus geht es etwa um die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Kirche - mit Blick auf Konflikte, den Klimawandel oder Ungleichheiten. Angesprochen werden zudem die Einheit der Christen und der Dialog mit allen Religionen.

Auf Grundlage des Papiers sollen die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen - Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada - bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Texte wiederum fließen in ein zweites Arbeitsdokument der Weltsynode ein, das im Juni nächsten Jahres erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofs-Synode in Rom.

Ursprünglich sollte die Synode abschließend im Herbst 2023 tagen. Jüngst hatte der Papst überraschend erklärt, dass der Prozess um ein Jahr verlängert werde. So wollen die Bischöfe vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und im Oktober 2024 erneut über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses sprechen.

KNA

28.10.2022 - Synode , Vatikan , Weltkirche