Naher Osten

Papst beklagt "mörderische Gleichgültigkeit"

Papst Franziskus hat erneut eindringlich zu Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten aufgerufen. Gleichzeitig kritisierte er am Samstag im süditalienischen Bari eine „mörderische Gleichgültigkeit“ gegenüber dem Leiden in der Region: „Der Nahe Osten weint, leidet und schweigt, während andere auf diesen Ländern herumtrampeln auf der Suche nach Macht und Reichtum.“

Die Machthabenden müssten sich „endlich entschlossen in den Dienst des Friedens stellen und nicht ihren eigenen Interessen dienen“, forderte der Papst nach einer Beratung mit Kirchenvertretern aus dem Nahen Osten.

Flankiert von 20 weiteren hochrangigen Kirchenvertretern kritisierte Franziskus, es müsse „Schluss sein“ mit „Gewinnen einiger weniger auf Kosten so vieler“; „Schluss mit Landbesetzungen, die Völker auseinanderreißen“ ebenso wie mit „parteiischen Wahrheiten“, „sturen Gegensätzen“ und ausländischer „Profitgier ..., nur um Gas- und Brennstoffvorkommen zu ergattern“.

In seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Rede vor der Basilika San Nicola forderte der Papst zugleich mehr Rechte für alle Bürger der Länder. Außerdem geißelte er reine Friedensrhetorik, „während man heimlich ein ungezügeltes Wettrüsten veranstaltet“. Diese „sehr ernste Verantwortung“ laste „schwer auf dem Gewissen der Nationen, insbesondere der mächtigsten Länder“. Es brauche Brot und Arbeit, Würde und Hoffnung.

Zudem forderte der Papst erneut die Einhaltung des Status quo Jerusalems. „Nur eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern, die von der Gemeinschaft der Nationen nachdrücklich gewollt und gefördert wird“, könne zu stabilem und dauerhaftem Frieden in „zwei Staaten für zwei Völker“ führen.

Franziskus warnte vor einem Verschwinden der Christen aus dem Nahen Osten. Ohne sie wäre es „nicht mehr der Nahe Osten“ mit seiner reichen theologischen, geistlichen und künstlerischen Tradition.

Der Papst hatte zu dem ökumenischen Friedens- und Gebetstreffen nach Bari eingeladen, um mit Vertretern aller im Nahen Osten vertretenen Kirchen für den Frieden in der Region zu beten. Zu den Teilnehmern gehörten der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Tawadros II., Metropolit Hilarion von der russisch-orthodoxen Kirche sowie andere Führer orthodoxer und altorientalischer sowie mit Rom verbundener Kirchen.

Der in der Deutschen Bischofskonferenz für Weltkirche-Fragen zuständige Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hofft auf wichtige Signale vom ökumenischen Friedenstreffen in Bari. „Beten um den Frieden ist immer eine große und gute Sache“, sagte Schick bei domradio.de. Damit verbunden sei die Hoffnung, dass dadurch auch der Frieden in Syrien und im Irak vorankommt. „Aber ich denke, es ist auch wichtig als Signal für die Christen, die in diesen Ländern sind“, so Schick weiter: „Sie sollen wissen, dass die Christen hier in Europa an sie denken und hinter ihnen stehen.“

KNA

09.07.2018 - Nahost , Vatikan