Regisseur Christian Stückl:

Regisseur Stückl: Die Kultur muss zurückkommen

Der Intendant des Münchner Volkstheaters, Christian Stückl, will mit einem coronatauglichen Konzept mit seinen Leuten zurück auf die Bühne. Wenn wieder Fußball gespielt werden dürfe, Gottesdienste erlaubt seien und selbst die Gastronomie öffne, dann müsse auch an die Kunst gedacht werden, sagte Stückl am Mittwoch in München. Für sein Haus plane er deshalb die Sommerpause vorzuziehen, um in den kommenden Wochen einen Vorschlag unterbreiten zu können für eine mögliche Wiedereröffnung am 24. Juli 2020. Den Sommer über solle dann durchgespielt werden. Man wolle von der Politik nicht weiter auf den Herbst vertröstet werden.

Der sonst 600 Personen fassende Zuschauerraum des Volkstheaters solle umgerüstet werden, um etwa 100 Leuten Platz zu bieten. Auch eingeschränkte Vorführungen im Garten, etwa für ein eigenes Kinderprogramm, seien angedacht, sagte Stückl. Fünf coronataugliche Neuproduktionen, die mit wenig Kulissen und Schauspielern auskämen, schwebten ihm vor. Diese würden höchstens eine Stunde oder eineinhalb Stunden dauern. Die Pause entfiele. Beauftragt würden Regisseure, die ihre bisher angesetzten Inszenierungen nicht realisieren konnten. Um jungen Musikern ein Auftreten zu ermöglichen, könnte er sich vorstellen, Dämmerschoppen im Garten zu veranstalten.

Stückl, der als Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele bereits im März deren Verschiebung auf 2022 bekanntgeben musste, sagte, er habe die von der Politik angeordneten Maßnahmen gegen die Bekämpfung des Virus größtenteils mittragen können. "Ich fühle mich auch in meinen demokratischen Rechten nicht eingeschränkt, ich kann weiter nachdenken, ich kann weiter überlegen, ich kann weiter was sagen." Dennoch halte er es inzwischen daheim nicht mehr aus. Die von Kollegen im Internet entwickelten Ideen seien großartig, er selbst sei aber einfach "zu analog".

Nun hofft der Theatermann nach eigenen Worten, dass das kommende Konzept inklusive Hygienemaßnahmen bei den Behörden auf Wohlwollen stößt. Anton Biebl, Kulturreferent der Stadt München, unterstützt Stückls Vorhaben. Auch er kritisierte, dass es bisher von der Staatsregierung für Orchester, Theater, Großveranstaltungen und Volkshochschulen keine Planungssicherheit gebe. Deshalb sei es nötig, jetzt Experimente zu entwickeln und Vorschläge zu machen.

KNA

06.05.2020 - Corona , Gesundheit , Kultur