Thema umfassend angegangen

Voderholzer: Für Missbrauch in Kirche "nur abgrundtief schämen"

Mit Blick auf Missbrauch in der katholischen Kirche hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer von „fürchterlichen Dingen“ gesprochen. „Man kann sich dafür nur abgrundtief schämen“, sagte Voderholzer am Dienstag im Interview des österreichischen Internetportals kath.net: „Wir werden nicht verhindern können, dass es aktuell bleibt.“ Kindesmissbrauch sei ein gesamtgesellschaftliches Problem: Die Verbrechensstatistik in Deutschland werde auch für dieses Jahr wieder über bis zu 15.000 bekanntgewordene Fälle berichten.

In der katholischen Kirche sei seit 2002 und 2010 „sehr viel an Prävention und auch an Aufarbeitung geleistet worden“, sagte der Bischof weiter: „Fakt ist auch, dass die 'von alten zölibatären Männern geleitete' katholische Kirche die erste und bislang einzige große Institution der Zivilgesellschaft in Deutschland ist, die sich offen und schonungslos, auch unter Einbeziehung von Kompetenz von außen, diesem Thema stellt und es umfassend angeht.“

Für die katholische Kirche hatten Wissenschaftler die „Studie über sexuellen Missbrauch an Minderjährigen durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ Ende September in Fulda bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe vorgestellt. In den kirchlichen Akten der Jahre 1946 bis 2014 hatte das Forscherteam Hinweise auf 3.677 Betroffene sexueller Übergriffe und auf rund 1.670 beschuldigte Priester, Diakone und Ordensleute gefunden. Die Experten gehen zudem von weiteren Fällen aus, die nicht in den Akten erfasst sind.

Die Studie müsse jetzt weiter wissenschaftlich studiert und auch auf „ihre Stärken und Schwächen“ hin untersucht werden, sagte Voderholzer: „Wir sollten noch längst nicht mit unseren Anstrengungen zufrieden sein.“

Positive Entwicklungen dürften aber auch nicht schlecht geredet werden, ergänzte der Bischof: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche - auch innerkirchliche Kreise - die Fälle sexueller Gewalt dazu missbrauchen, ihre Rezepte, die schon vorgestern nichts taugten, mal wieder anzupreisen und die Straftaten als Gelegenheit zu verdrehen, endlich ihre 'andere Kirche' zu erschaffen“, so Voderholzer: „Das ist es, was ich Missbrauch des Missbrauchs nenne.“

KNA