Gegensätze in der Gesellschaft

Welttag der sozialen Gerechtigkeit - Weiterhin Diskrepanzen

Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am heutigen Donnerstag beklagen Sozialorganisationen die bestehenden Gegensätze in der Gesellschaft. Zu viele Menschen würden immer noch vom Wohlstand abgehängt, erklärte der Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor, Pirmin Spiegel, am Mittwoch in Aachen. Diesen Missstand verursache oft die Politik.

Die geschehe beispielsweise, wenn Arbeitsplätze unsicher blieben, Menschen nur Stellen im Niedriglohnsektor fänden und ganze Regionen oder Bevölkerungsgruppen vernachlässigt würden. Spiegel forderte deswegen neue Konzepte zur Überwindung sozialer Gegensätze: „Wenn wir erkennen, dass nachholende Entwicklung oder Sozialpolitik als Verteilung von Wirtschaftswachstum nicht mehr ausreichen, dann muss soziale Gerechtigkeit neu ausbuchstabiert werden.“

Der Präsident des evangelischen Wohlfahrtsverbandes Diakonie, Ulrich Lilie, betonte, dass soziale Gerechtigkeit die Basis der Demokratie sei. Er dankte den hunderttausend freiwilligen Helfern in Deutschland: „Sie sind der soziale Kitt in unserer Gesellschaft. Ohne sie wäre viel weniger soziale Gerechtigkeit und Teilhabe möglich.“

Die Tafeln kritisierten das Konsumverhalten vieler Menschen. Nach Angaben der Organisation nimmt mit steigendem Einkommen auch die Lebensmittelverschwendung signifikant zu. „Mehr soziale Gerechtigkeit bedeutet auch, dass jeder Einzelne von uns sein Konsumverhalten hinterfragt“, sagte der Tafel-Vorsitzende Jochen Brühl. Während in Deutschland jährlich etwa 13 Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet würden, lebten gleichzeitig rund 14 Millionen Menschen in Armut. Dies sei eine „absurde gesellschaftliche Schieflage“.

Der Bundesverband Kinderhospiz wandte sich gegen eine gesellschaftliche Ausgrenzung von schwerkranken Kindern und Jugendlichen. Soziale Gerechtigkeit bedeute auch, dass die bundesweit rund 40.000 betroffenen Kinder und Jugendlichen die Chance hätten, am „normalen sozialen Leben“ teilzunehmen, erklärte die Verbandsvorsitzende Sabine Kraft. Dazu gehörten etwa der behindertengerechte Zugang zu Innenstädten oder größere öffentliche Toiletten, aber auch mehr Rücksichtnahme und Verständnis für die Bedürfnisse von pflegebedürftigen, schwerkranken Kindern.

Die SOS-Kinderdörfer kritisierten die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen der UN-Kinderrechtskonvention und deren Verwirklichung. Millionen Kinder weltweit würden nach wie vor drastisch benachteiligt und diskriminiert. „Die Welt, die wir heute für unsere Kinder bereithalten, gleicht einem Roulettespiel“, sagte der Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin. „Denn wo und in welche Verhältnisse hinein ein Kind geboren wird, entscheidet darüber, wie lange es lebt, ob es gesund aufwachsen kann und ob es eine echte Chance erhält.“

Insbesondere beklagt die Organisation große Defizite bei den Themen Säuglingssterblichkeit, Bildung sowie gleiche Chancen für Mädchen. Zudem wüchsen 415 Millionen Jungen und Mädchen im Krieg auf.

KNA

20.02.2020 - Gesellschaft , Kinder , Soziales