"Woche für das Leben" gestartet

Bischof warnt vor "Dammbruch"

Die beiden großen Kirchen haben am Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst im Augsburger Dom die bundesweite "Woche für das Leben" eröffnet. Die Aktion läuft bis 24. April unter dem Leitwort "Leben im Sterben". Sie widmet sich seelsorglichen, ethischen und medizinischen Aspekten der Sterbebegleitung sowie der Hospiz- und Palliativversorgung.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte: "'Leben im Sterben' ist ein Thema, das in die Mitte der Gesellschaft gehört." Die Kirchen drückten mit dem Thema eine Kernüberzeugung des christlichen Glaubens aus: "Der Mensch ist in jeder Phase seines Lebens von Gott angenommen." Daher sei Kranken und ihren Angehörigen in herausfordernden Situationen beizustehen.

Bedford-Strohm forderte eine Stärkung der Palliativversorgung: "Die Pflegeversicherung muss so ausgestattet werden, dass genügend Personal zur Verfügung steht, und dass auch die Zeit, um Menschen zu begleiten, mit eingerechnet werden kann in das Zeitbudget."

Der Ratsvorsitzende äußerte sich auch zu einem Plädoyer vom Jahresbeginn. Damals hatten der Vorsitzende der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD, Reiner Anselm, und Diakonie-Präsident Ulrich Lilie darauf gedrungen, assistierten professionellen Suizid auch in kirchlichen Einrichtungen zu ermöglichen. EKD und katholische Deutsche Bischofskonferenz (DBK) lehnten dies ab.

Bedford-Strohm sagte: "Wir diskutieren, das ist gut protestantisch." Einig sei man darin, "dass alle Beratungsprozesse am Schutz des Lebens orientiert sein müssen". Die evangelische Kirche stehe nicht für "die Ermutigung zur Selbsttötung". Auf die Frage, wie er zur Begleitung eines Sterbewilligen etwa in die Schweiz stehe, antwortete Bedford-Strohm: "Dass wir Menschen vom ersten Atemzug bis zum letzten Atemzug begleiten, ist für mich eine Selbstverständlichkeit." Und weiter: "Aber Menschen zu segnen, heißt ja nicht, alles abzusegnen, was sie sagen oder tun."

Der DBK-Vorsitzende, Limburgs Bischof Georg Bätzing, sagte, das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum assistierten Suizid habe die Debatte um selbstbestimmtes Sterben neu entfacht. "Die Politik ist gefragt, ein neues Gesetz zu schaffen. Ich sehe dies mit großer Sorge, denn für mich ist hier ganz deutlich die Gefahr eines Dammbruchs gegeben, wenn eine Legalisierung der Beihilfe zur Selbsttötung möglich wird, denn der Druck auf alte und kranke Menschen wird mit der Zeit wachsen." Sein Leben selbst zu beenden, entspreche nicht dem christlichen Menschenbild.

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das 2015 vom Bundestag beschlossene Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung aufgehoben. Es gebe ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben.

Die "Woche für das Leben" findet zum 26. Mal statt. Seit 1994 ist sie eine ökumenische Initiative der katholischen und der evangelischen Kirche in Deutschland.

KNA

19.04.2021 - Lebensschutz , Ökumene , Sterbehilfe