Vertrauenskrise im Erzbistum Köln

Woelki hält eigene Aussagen und Papst-Aussagen für vereinbar

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hält eigene Aussagen zu seiner fünfmonatigen Auszeit mit nun bekannt gewordenen Darstellungen von Papst Franziskus vereinbar. Die Aussagen des Kardinals seien "korrekt", teilte das Erzbistum Köln mit. Zuvor war ein Papst-Interview veröffentlich worden, in dem das Kirchenoberhaupt zur Vertrauenskrise im Erzbistum Köln erklärte: "Als die Situation sehr turbulent war, bat ich den Erzbischof, für sechs Monate wegzugehen, damit sich die Dinge beruhigten und ich klarer sehen konnte."

Woelki hatte im Oktober 2021 eine mehrmonatige Auszeit genommen. Kurz vor dieser Pause erklärte das Erzbistum, der Kardinal habe dem Papst "von einem schon länger bestehenden Gedanken einer geistlichen Auszeit für sich erzählt". Er habe Franziskus "gebeten, sich von Mitte Oktober bis zum 1. März in die Reflexion und vor allem ins Gebet zurückziehen zu können".

Nun bekräftigte das Erzbistum, der Kardinal habe tatsächlich den Wunsch gehabt, 30-tägige Exerzitien zu machen. "Dass daraus aber eine viereinhalbmonatige Auszeit wurde, geht auf den Wunsch des Heiligen Vaters zurück", hieß es.

Franziskus erklärte in dem Interview zudem, er habe Woelki gebeten, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Diese Darstellung steht laut Erzbistum "letztlich in Verbindung" mit Woelkis Aussagen. Der Kardinal habe die Bitte des Papstes "mit in sein Gebet genommen und dann in der Haltung innerer Freiheit den Amtsverzicht angeboten".

Weiter deutete der Papst an, dass er eine erneute Untersuchung im Erzbistum Köln "in Erwägung" ziehe, bei der es um finanzielle Fragen in Deutschlands mitgliederstärkster Diözese gehe. Davon ist dem Erzbistum eigenen Angaben nach nichts bekannt. Es verwies auf eine vorangegangene Untersuchung und Bewertung durch den Vatikan. Dieser befand es als rechtens, dass Woelki und sein Generalvikar Markus Hofmann im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung 2,8 Millionen Euro für Anwälte und Berater ausgaben, ohne wichtige Gremien einzubinden.

Im Erzbistum Köln hat sich vor allem an der Aufarbeitung des Missbrauchs eine Vertrauenskrise entzündet. Deshalb ging Woelki in eine mehrmonatige Auszeit. Bei seiner Rückkehr Anfang März sagte der Kardinal, er habe dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Zugleich warb er um eine zweite Chance. Franziskus erklärte nun, er wolle ohne Druck über den Rücktritt entscheiden.

KNA

15.06.2022 - Deutschland , Kardinäle , Papst