Streit mit der Regierung

Polens Kirche gegen Reformen bei Abtreibung und Fach Religion

Die katholische Kirche in Polen stellt sich gegen eine von Bildungsministerin Barbara Nowacka geplante Reduzierung des Religionsunterrichts in den Schulen. Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, Danzigs Erzbischof Tadeusz Wojda, verlangte am Freitag bei einer Wallfahrtsmesse in Tschenstochau (Czestochowa): "Wir müssen unsere christliche Identität verteidigen, die Souveränität unseres Gewissens und unsere Glaubensfreiheit verteidigen." Dazu gehöre, dass Religion in der Schule unterrichtet wird.

Dabei gehe es um Werte und Respekt vor der polnischen Kultur, nicht nur um die Vermittlung von Gott, sagte Wojda. "Die christliche Identität ist für uns notwendig, damit wir nicht in eine existenzielle Leere geraten und die Hoffnung auf das Leben verlieren." Man könne nicht zulassen, dass den Menschen diese innere Kraft entzogen werde. Streit mit der im Dezember gebildeten Mitte-Links-Regierung ist demnach vorprogrammiert.

Bildungsministerin Nowacka will die Zahl der Unterrichtsstunden im Wahlfach Religion reduzieren. Eine Stunde in der Woche genüge, sagte sie. Bislang gibt es zwei Stunden. Der Ständige Rat der Bischofskonferenz äußerte sich am Donnerstagabend in Tschenstochau besorgt über das Vorhaben. Änderungen am Fach Religion dürften nur nach Absprache und in Einvernehmen mit den Kirchen vorgenommen werden. Die Bischöfe vertrauten darauf, dass die Gespräche mit dem Bildungsministerium positiv verlaufen, heißt es im Kommunique nach dem Bischofstreffen. Zuvor hatte die Kirche darauf verwiesen, dass der Religionsunterricht im Konkordat verankert sei, also dem Abkommen zwischen dem Staat und dem Heiligen Stuhl.

Der Ständige Rat wandte sich auch gegen einen "wachsenden Druck im öffentlichen Raum" und Regierungspläne, "die Tötung von Kindern im Mutterleib" gesetzlich zu erlauben. Er kündigte hierzu ein Hirtenwort an, das am 12. Mai in allen Kirchen verlesen werden solle.

Wojda sagte bei der Messe unter freiem Himmel am berühmten Wallfahrtskloster in Tschenstochau, es sei nicht hinnehmbar, "ein Recht auf Abtreibung zu fordern, also das tatsächliche Recht zum Töten". Niemand habe das Recht, einen anderen Menschen zu töten, insbesondere nicht ein "wehrloses, unschuldiges Kind". Wojda steht der Bischofskonferenz seit März vor.

Polen hat derzeit eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur bei Gefahr für die Gesundheit der Frau oder nach einer Vergewaltigung erlaubt. Die Regierungskoalition plant eine Liberalisierung, ist sich aber nicht einig, wie weit diese gehen soll.

KNA