„Heiliger Ulrich, wir denken an dich …“

Kinderwallfahrt: Mit Herz, Ohr und Hand

Mit dem heiligen Ulrich auf Lauschtour gehen, lautet die Einladung an die Kinder der katholischen Kindertages­stätten der Diözese bei der Kinderwallfahrt. Und so herrscht im Haus St. Ulrich fröhliches Treiben. An zwei Tagen sind jeweils rund 450 Kinder mit ihren Erzieherinnen sowie bunten Fahnen und Plakaten ihrer Einrichtungen angereist. Passend zum Motto „Mit dem Ohr des Herzens“ erleben die Kleinen Ulrich als Vorbild beim Thema „hören“ und „Herz“. 

Im Innenhof bieten Mitmach­stationen Klang­erlebnisse, etwa „Flaschenmusik“, Dosen­telefon oder verschiedene Instrumente. An ihnen probieren sich gerade die Kinder aus der Kinder­tagesstätte Christkönig in der Augsburger Hammerschmiede aus.  

Zwei Ohren werden zum Herz

„Wir haben Geschichten aus seinem Leben gehört“, berichtet Erzieherin Sandra Strohmeier-Woppowa. „Und uns auch mit der Frage beschäftigt, was man alles hören kann. Mit Tüchern haben wir ein Ohr geformt und noch eines: Wenn man beide zusammenfügt, gibt es ein Herz. Wenn man gut zuhört, merkt man, was den Menschen bewegt. Außerdem haben wir besprochen, was ein Bischof ist, und dass wir noch immer einen haben, den wir heute kennenlernen.“

Wer oder was im eigenen Herzen Platz hat, darf auf ein großes Herz gemalt oder geschrieben werden. Begeistert stehen die Kinder aus der Kita Zwölf Apostel in Augsburg-Hochzoll an. Sie kommen gut vorbereitet. „Wir haben das Ulrichslied geübt und uns mit der Geschichte des Heiligen auseinander­gesetzt. Zum Beispiel mit einem Bilderbuchkino vom Buch „Elsbeth, die Fische und der heilige Ulrich“, erzählt Gruppenleiterin Eva Baroch. Was die Kinder an Ulrich besonders beeindruckt? „Dass er den Armen geholfen hat“, ruft Felix. „Und dass er seine Kraft von Gott hatte!“

Orgelführung mit Organist Bader

Mit großen Augen betritt eine Gruppe des Kindergartens St. Laurentius in Attenhofen die Empore der Kapelle und lauscht auf die Melodie, die Peter Bader an der Orgel anschlägt: den Hochzeitsmarsch. „Wer von euch war denn schon mal auf einer Hochzeit?“, fragt Bader. Sofort gehen die Finger nach oben, nun erkennen fast alle das Stück. Sie erfahren noch mehr: seit wann es das Instrument gibt, wie viele Pfeifen es hat, und dass der Organist mit der Orgel sowohl Fanfaren- als auch zarte Flötentöne hervorbringen kann.

Verschiedene Rhythmen erzeugen – das macht den Kindern des Kindergartens St. Vitus in Lauterbrunn beim Trommelworkshop großen Spaß. Es soll aber nicht der einzige Höhepunkt des Tages bleiben: Sofia freut sich auf die Ulrichskirche, erklärt sie strahlend. Es zeigt sich, dass die Kinder Bescheid wissen, wer mit Ohr und Herz ein großes Vorbild ist: „Ulrich war früher Bischof“, sagt Benedikt. „Er wird mit roten Fischen in Verbindung gebracht“, ergänzt Nina, die sich wohl gut an das Bilderbuch mit Elsbeth erinnert. 

Ein Stockwerk tiefer ist es leise. Im Halbkreis sitzend schauen Kinder konzentriert auf Judith Zahalka. Die in Augsburg geborene Frau ist wie ihre Eltern und Geschwister gehörlos. „Wenn man nicht hören kann, ist es wichtig, auf die Hände, die Bewegungen mit den Lippen und auf die Mimik zu achten“, erklärt Michael Geisberger. Der Gehör­losenseelsorger dolmetscht zwischen den Kindern und Judith.

Judith zeigt, wie die Gebärde für Regen geht, für Schnee, für „Guten Morgen“, „Guten Abend“. Und auch, was das Zeichen für Gott ist: Drei erhobene Finger stehen für Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nach kurzer Zeit können die Kinder den Refrain des Kinder-Ulrichslieds nur mit den Händen singen. Und sie haben erfahren: Einander zuhören erfordert große Aufmerksamkeit.

Ein Fisch zum Essen

Obwohl der Tag für die Kleinen lang ist, sind sie Auge und Ohr, als sie Bischof Bertram mit vielen Priestern und Diakonen zur Wallfahrt in die Basilika St. Ulrich und Afra begrüßt. In Mitmach-Liedern steht Ulrich im Mittelpunkt. Und dann darf jedes Kind vortreten, um vom Bischof oder den Priestern und Diakonen den Einzelsegen zu erhalten und persönliche Worte zu wechseln. Auch leiblich werden die Kinder für den Heimweg gestärkt: Jedes erhält Süßgebäck in Fischform –  ein unvergessliches Ulrichs-­Attribut. 

Mit Winken verabschieden sich Kinder und Geistliche beim Auszug aus der Basilika bis zum nächsten Jahr. „Diesmal war es etwas Besonderes“, erzählt Roswitha Karmann vom Haus für Kinder St. Stephanus in Ehekirchen. „Das Programm war voller toller Ideen. Die Kinder hatten Spaß und es war toll organisiert.“ „Das Herz war cool“, strahlt Vorschulkind Emma. „Und es war toll, dass der Bischof immer wieder von Ulrich erzählt hat!“

Lydia Schwab

12.07.2023 - Kinder , Ulrichsjubiläum , Wallfahrt