Angelo Secchi:

Ein Pionier der Astronomie

Giacomo Secchi aus Reggio Emilia hatte für seinen am 28. Juni 1818, vor 205 Jahren, geborenen Sohn Angelo klare Zukunftspläne: Er würde das Schneiderhandwerk erlernen. Als Angelo ihm anvertraute, er wolle Priester werden, war der Vater nicht gerade begeistert. Am Ende sollte Angelo Secchi nicht nur als Jesuiten­pater wirken, sondern vor allem als Wegbereiter der modernen Astronomie.

Am Ort unterhielten die Jesuiten ein Gymnasium, das Angelo besuchen konnte. Die Jesuiten stellten fest, dass der Schüler eine ausgesprochene mathematische Begabung besaß. Seine Klassenkameraden erlebten ihn als bescheiden und hilfsbereit. Dass Angelo mit großer Innigkeit die Heilige Messe mitfeierte und den Rosenkranz betete, entging den Ordensleuten nicht. Bereits mit 15 Jahren entschied sich der Junge für den Eintritt in den Orden. Er studierte Philosophie und Theologie, daneben erwarb er sich Kenntnisse in der Astronomie.

Jesuiten mussten gehen

Kaum hatte er seine Studien abgeschlossen und die Priesterweihe empfangen, wurde Pater Angelo Secchi als Lehrer für Mathematik und Physik eingesetzt. Im Zuge der Revolution in den päpstlichen Staaten 1848 mussten die Jesuiten Italien verlassen. Dies war eine besondere Fügung für Pater Secchi, denn seine Ordensoberen schickten ihn zur Sternwarte Stonyhurst in England und anschließend in die Vereinigten Staaten von Amerika an die Sternwarte des George­town College in Washington. 

Als sich die Lage in Italien beruhigt hatte, konnte Pater Secchi heimkehren – aber nun schickte man ihn nicht etwa als Mathematiklehrer an ein Gymnasium, sondern er wurde Leiter der päpstlichen Sternwarte in Rom. Er widmete sich umfangreichen Forschungen, bei denen er eine ganze Reihe von bahnbrechenden Entdeckungen machte, die er in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte. 

So führte er die Spektralanalyse in die astronomische Forschung ein. Er klassifizierte die Sterne nach ihrem eigentümlichen Farbspek­trum und befasste sich mit dem Einfluss der Sonne auf die Erdatmosphäre. In der Voraussage des Wetters konnte er für Italien Orkane und Stürme auf dem Meer bis auf zwei Tage vorhersagen. Schiffe wurden telegrafisch vor dem Auslaufen vor einem Unwetter gewarnt. 

Bis heute in Gebrauch

Auf Secchis Veranlassung hin wurden zahlreiche Leuchttürme an der Küste des Kirchenstaats errichtet. 1865 führte der Pater einen Monat lang auf dem modernsten Schiff der päpstlichen Marine Experimente durch. Dies führte zur Erfindung der „Secchi-Scheibe“, mit der man die Sichttiefe in Gewässern bestimmen kann. Sie ist bis heute im Gebrauch der Seeschifffahrt.

Der bescheidene Ordensmann und Universalgelehrte genoss höchstes Ansehen. Als korrespondierendes Mitglied gehörte er zahlreichen Akademien an: in England etwa, Frankreich und Russland. Auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gehörte Secchi an. 

Im Alter von 60 Jahren starb er am 26. Februar 1878 in Rom. Ein Krater auf dem Mond wurde nach dem Jesuitengelehrten ebenso benannt wie einer auf dem Mars, ebenso ein Komet. 1992 erhielt ein Asteroid seinen Namen.

Ludwig Gschwind

20.06.2023 - Historisches , Orden , Wissenschaft