Negativtrend gebrochen?

Zahl der Organspenden in Deutschland steigt um 11 Prozent

Der Negativtrend scheint gebrochen. Die Zahl der Organspenden in Deutschland ist nach einem starken Rückgang 2022 im vergangenen Jahr um 11 Prozent gestiegen, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt mit.

Danach haben im vergangenen Jahr 965 Menschen nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe gespendet. Dies sind 96 mehr als 2022 und entspricht 11,4 Spendern pro Million Einwohner. 2022 waren es 869 Organspender und 10,3 Spender pro Million Einwohner.

Auch die Summe der in Deutschland nach dem Tod entnommenen Organe, die über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant nach festgelegten medizinischen Kriterien verteilt werden, ist gestiegen: Sie erhöhte sich um 8,1 Prozent auf 2.877 Organe (2022: 2.662). Dazu zählten 1.488 Nieren, 766 Lebern, 303 Herzen, 266 Lungen, 52 Bauchspeicheldrüsen und 2 Därme.

In den 45 deutschen Transplantationszentren wurden im vergangenen Jahr insgesamt 2.985 Organe nach postmortaler Spende aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund übertragen (2022: 2.795). Damit wurde bundesweit insgesamt 2.866 schwer kranken Patienten durch ein oder mehrere Organe eine bessere Lebensqualität oder sogar ein Weiterleben geschenkt (2022: 2.695). Gleichzeitig stehen in Deutschland knapp 8.400 Menschen auf den Wartelisten für eine Transplantation.

Aus der Sicht des Medizinischen Vorstands der DSO, Axel Rahmel, bedeuten die Zahlen allerdings weiterhin keine Entwarnung. "Durch den enormen Einbruch der Spenderzahlen im Jahr 2022 bringt uns das Plus von 11 Prozent zumindest wieder zurück auf das Niveau, das wir in den Jahren zuvor halten konnten - und das ist angesichts der rund 8.400 schwer kranken Patienten auf den Wartelisten deutlich zu niedrig", sagte er. "Wir haben nach wie vor einen erheblichen Mangel an Spenderorganen, sodass nicht allen Menschen, die auf ein Organ warten, geholfen werden kann, obwohl wir die medizinischen Möglichkeiten dazu haben."

Deutschland bildet laut DSO im internationalen Vergleich immer noch ein Schlusslicht bei der Organspende und profitiert im Eurotransplant-Verbund von anderen Mitgliedsländern, indem es mehr Organe erhält, als es abgibt. Rahmel appellierte deshalb auch an die Bevölkerung, zu Lebzeiten eine Entscheidung zur Organspende zu treffen und diese in einem Organspendeausweis und/oder einer Patientenverfügung zu dokumentieren.

Der Mediziner verweist dabei auch auf das Organspende-Register, das im Laufe des Jahres online gehen soll. In diesem elektronischen Verzeichnis können die Bürger zukünftig ebenfalls ihre Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende hinterlegen.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte zu den Zahlen, Bund und Länder müssten ihre Pläne für eine Widerspruchslösung aufgeben. "Auch ist ein zentrales Onlineregister überfällig", erklärte Vorstand Eugen Brysch. Ebenso müssten die Landesregierungen ihren Widerstand gegen die Einholung der Willenserklärungen durch die Bürgerämter aufgeben.

Der Bundesrat hatte sich zuletzt für eine gravierende Änderung des Transplantationsgesetzes und die Einführung einer Widerspruchslösung ausgesprochen. Damit wäre jeder Bürger prinzipiell ein Organspender, außer er hat ausdrücklich widersprochen. Derzeit gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung, nach der nur derjenige für eine Organspende in Frage kommt, der zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat.

KNA

17.01.2024 - Deutschland , Medizin , Organspende